23 April 2017

Sprache und Selbstbewusstsein

Der US-Präsident hat heute nicht gut geschlafen und ich bin von den ersten Haschischkekse des Jahres etwas überfordert. Keine Angst vor Klischees. Will ich noch etwas einkaufen oder erstmal an meinem Buch arbeiten? Ich komm mir wie ein feiger Streber vor, wenn ich meine Karriere zu ernst nehme. Ich setz mich mit meinem Laptop in die Straßenbahn, schreibe und kaufe auf dem Rückweg ein. So hab ich heute Abend Zeit, meinen Manager, den Perückenmann zu besuchen. Die Kekse sind sehr stark, ideal um über den Rausch an sich nachzudenken.

Was ist passiert? Etwas Grundlegendes verändert sich, eine ungeheure Entspannung setzt ein, der Pessimismus ist wie weggeblasen, vielleicht hat mein Hund recht, wenn er meint, dass Depressionen resultieren aus Bewegungslosigkeit, Phantasielosigkeit, sozialer Isolierung. Der Staat macht einen Fehler, wenn er versucht, die Menschen in den Arbeitsmarkt zu überführen, er scheucht seit so vielen Jahrzehnten schon die heruntergekommenen Kühe und Schweine auf den Fleisch- und Milchproduktemarkt, als ob es für die Menschen nichts wichtigeres gäbe als eine monotone, abstumpfende Arbeit, die jeder bessere Roboter, jeder besseren Software so viele Male effizienter erledigen kann. Die Sozialdemokratie hatten mit den Grünen die Chance, den Kapitalismus gründlich zu reformieren, stattdessen haben sie die Sozialsysteme auf bösartige Weise rationalisiert, entmenschlicht, dem freien Markt geopfert. Sie haben die Hartzgesetze eingeführt und den Finanzmarkt dereguliert, statt die Menschen auf die Digitalisierung ihrer Arbeit vorzubereiten und Steuergerechtigkeit herzustellen. Um nicht mehr wie Gregor Gysi zu klingen, mit dem ich mich vorgestern in der Bahn nach Nürnberg zwei Stunden lang unterhalten habe über meinen Hass auf meine Eltern, nehme ich noch ein kleines Pfeifchen und warte auf den Einschlag.

Warum führen wir nicht in der Zwischenzeit eine Schulpflicht für alle ein, deren Schulabschluss mehr als zehn Jahre alt ist? Vielen fehlt es an den kreativen Fähigkeiten, an denen es nicht den Kindern fehlt, die man in die Schule zwingt und auf ein System vorbereitet, dass es bald nicht mehr geben wird, denn ich hab auf dem Sperrmüll eine Trompete gefunden und werde damit die Bundesrepublik in eine dionysische Räte-Diktatur ... Ich schüttle den Kopf. Ich bin abgeschweift. Abgeschwiffen. Ich schwof ab, er abschwofte. Die Abschwofung wurde vollzogen. Der Abschwuf wurde gemacht. Ich lache zum ersten Mal des Tages und hab Lust auf Schokocreme und Vollkornbrot und dickflüssigen Kirschsaft und vielleicht noch einen Keks und mit einem Gedichtband von Brecht und Field-Recordings, die ich von meinen Hinterhofgeräuschen gemacht habe: die vorbeirauschenden Autos und Vogelgezwitscher und Windrauschen sind verwoben zu einem endlosen, hypnotischen Ambientloop, in den ein gelangweilter Hund seinen frechen Refrain schnauzt, allein gelassen von gelangweilten Arbeitslosen, die ihre Zeit mit Herumbrüllen und Topflappen-Stricken totgähnen. Was wird hier gesühnt? Ich komme mir schäbig vor, weil ich nicht weiß, was zu tun ist, außer sich zu berauschen an der Nichtigkeit, den in Stumpfsinn matt gewordenen Wahrnehmungsapparat im Kloster der Ereignislosigkeit zu rebooten. Solang man Selbstgespräche führt, kann man nicht die Kontrolle verlieren, denn so strukturiert man seine Gedanken.

Ich glaube die Vögel passen ihren Gesang an den Straßenverkehr an, sie spielen mit ihm, lassen zwitschernd wie in Trance durch den polyrhythmischen Auto-Noise ihre Lieder in den gewöhnlichen Himmel tönen, Thüringen ist das Bundesland mit der geringsten Feinstaub-Belastung. Lohnt es sich , darüber einen Song zu machen oder sollte ich diesen Gedanken gar nicht aufschreiben? Wem mach ich was vor, ich hab völlig den Überblick verloren, aber wenn ich laut rede, gewinne ich an Balance: ich bin meine Sprache, die Geschriebene oder die Gesprochene, je mehr ich rede, desto fiktiver bin ich, oder sollte ich etwa all meine verfügbaren Gefühlszustände auf einmal ausleben und alles aussprechen, was ich im Moment denke? Unmöglich. Ich bin, was ich artikuliere. Ich bin abhängig von all denen, mit denen ich rede und denen, für die ich schreibe. Wenn ich Selbstgespräche führe, stimuliert der Klang meiner Stimme mein Ichgefühl. Wenn ich nichts sage, existiere ich nur als Körper. Ich hab keine Lust mehr zu schreiben, die Gedanken rasen, überfordern mich, meine schwarzen Füße riechen plötzlich nach warmem Käse, mir läuft das Wasser im Mund zusammen, der Typ über mir spült seine Pisse an unserer Küche und meinem Zimmer vorbei, ich will große, gemütliche Freundeskreise, je mehr ich denke, desto weniger kann ich sein, ich knabber an meinem Daumen und fühle mich wie ein Idiot, der keinen Grund zur Sorge hat.

Einkaufen, ja, raus aus dieser Straßenbahn, fick dich Text, welcome Schokomüsli. Knusperknusper-Schokomüsli. Das besonders knusprige Familienfrühstückserlebnis, es wird ihre Wangen zart rosa glänzen lassen und ihre Haare wie frisch gewaschen aussehen lassen. -- Nächste Station: Sackgasse, bereitet die Konfettikanone vor: ich werde jetzt aussteigen! Ich werde den Boden der Tatsachen betreten! Ich werde mir jetzt dieses Müsli kaufen! Ich werde niemals die Regierung stürzen. Lasst euch von mir streng in die Augen schauen, ernst und liebevoll will ich euch sagen: "Ich weiß es doch auch nicht!" Meine Stimmt klingt, als würde ich mir glauben.

Wenn ich keine Stimme hätte, würde ich mich einsamer fühlen. Meine Selbstgespräche regen die selben Areale im Gehirn an wie Gespräche mit anderen Menschen. Ich flattere auseinander, wenn ich mich nicht auf irgendetwas Willkürliches konzentriere: nun, so will ich mich auf den Klang meiner Stimme konzentrieren. Sie ist warm und entspannt und angeraut, etwas schief vielleicht, etwas aus dem Gleichgewicht geraten, aber sie strahlt Zuversicht aus. Vielleicht hätte ich mir schon längst Knochen gebrochen, wenn ich eine grelle, zitternde, kindliche Stimme hätte. Ich bin meine Stimme und meine Worte, spreche meine zerrissenen Monologe ins endlose Grau verschwendeter Nachmittage.

Unfähig, Besuch zu empfangen, liege ich wie eine fettgefressene Schlange im Ausguss. Hoffentlich haben die Behörden nicht mitbekommen, dass ich keine Miete bezahle. Hoffentlich wird das Recht auf Wohnen ins Grundgesetz aufgenommen. Ich gähne, zerzause meine Kopfhaut aufkratzend meine Haare und in Frankreich haben die Menschen vielleicht eine rechtsextreme Präsidentin gewählt und wenn ich die deutsche Popmusik überfliege, die in den letzten Jahren allen echten, revolutionären Geist aus den jungen Leuten gewaschen hat, wird mir so schlecht! Wie konnten wir das zulassen! Niemand setzt dem wirklich etwas entgegen und in Deutschland kommen dieses Jahr die Rechtsradikalen wieder zurück ins Parlament und sie laben sich an den Ängsten ihrer Befürworter und Gegner und ich träume manchmal davon, das Gesicht meines Stiefvaters mit siebzehn Messerstichen ins rechte Licht zu rücken.

Ich gähne, ein feiner Schmerz der rechten Schläfe lässt meine Augen zucken. Hiermit nehme ich als freier Mensch an der Weltgeschichte teil und stelle meine Sprache der Bevölkerung zur Verfügung. Wenn Ihr mich gern lest, bin ich Euer Freund! Ich habe so viel zu geben! Ich gähne. Je weitsichtiger man ist, desto hinfälliger erscheint die eigene Kreativität: deshalb niemals den Alltag verlassen. Verzettelung. Einsamkeit. Jemand bereitet einen neuen Anschlag vor.

22 Februar 2017

Das zerbrochene Glas (AL-LAD-Bericht)

Nachdem ich eben im Kaffeerausch meinen Eltern einen erneuten Brief geschrieben habe - diesmal hab ich zehn Dinge aufgelistet, die ich ihnen voraus habe - fühle ich mich bereit, eine neue psychedelische Substanz zu testen, AL-LAD, chemisch stark verwandt mit LSD. (Die Leute von 1plsd.de haben mir freundlicherweise 5 Plättchen davon spendiert, weil ich nun schon zum dritten Mal eine größere Menge 1P-LSD gekauft habe.)

Es ist Montag der 20. Februar 2017, ein grauer, milder, verregneter Nachmittag, genau 15:15 Uhr. Mein Magen ist leer und meine Psychedelika-Toleranz dürfte wieder abgebaut sein, weil ich vor 10 Tagen das letzte Mal 50Mikkrogramm 1PLSD genommen habe (es braucht etwa eine Woche, um die Toleranz abzubauen). Ich lasse zwei Päppchen a 150 Mikrogramm unter meiner Zunge zergehen, bis sie meine Spucke nach ein paar Minuten in einen weichen Klumpen verwandelt hat, den ich runterschlucke. Während die Säure in mein Betriebssystem fließt, stell ich mir auf Spotify eine Liste mit Songs zusammen, die ich hören will, höre dabei erstmal meine wöchentlichen Vorschläge. Da ich nur gute Musik höre, wird mir auch nur gute Musik empfohlen - dafür gebe ich gern 10 Euro im Monat aus, auch wenn ich weiß, dass die Musiker so gut wie nix verdienen, wenn man ihre Songs über Streaming-Dienste hört. Ich erwarte einen sehr entspannten, weichen, fröhlichen Spaziergang ins Zwischenreich ein. Diesmal möchte ich die Wirkung so genau wie möglich beschreiben. Bisher habe ich mich den Substanzen eher ergeben, diesmal will ich ihnen Paroli bieten und mich von den Wirkungen etwas distanzieren. Ich weiß, dass man mit Psychedelika viel über das Gehirn lernen kann, wenn man offen ist und genau.

15:37 - Eine zarte Bitterkeit schüttelt mich durch, mein Magen knurrt, meine Hände werden leicht schmierig und ich beginne zu frieren, weshalb ich das Fenster schließe. Mein Verdauungsapparat wird angeregt, während ich zum ersten Mal Holdens "Caterpillar Intervention" höre. Ein würdiger Einstieg, danke für den Tipp, Spotify. Ich weiß, du hast kein persönliches Interesse an mich, du bist nur ein Programm und ich hab für dich bezahlt, du kennst mich nicht und vieles gute, was du mir tust, ist purer Zufall. Trotzdem... trotzdem...

15:48 - Ich weiß nicht, in welchem Stil ich schreiben soll, es gibt niemanden, den ich beeindrucken will. Ich habe den Anspruch, ehrlich zu sein, aber wem gegenüber? Kann ich überhaupt ehrlich sein, wenn ich doch eigentlich gar nicht wirklich feststehe? Das Ich ist - so behaupte ich ja immer - nur ein sozialer Reflex, keinesfalls eine Substanz, ein Zentrum, auf das man sich verlassen kann, keinesfalls ist man Herr im eigenen Haus, keinesfalls kennt man sich: wie sollte man da ehrlich sein? Man spielt sich selbst eine Rolle vor, so wie man anderen eine Rolle vorspielt. Authentisch ist man vielleicht nur auf dem Klo oder wenn man vor Schmerzen schreit oder wenn man ejakuliert oder besoffen vom Stuhl kippt. Ich löse mich zwischen der Außenwelt, die ich nicht bin und der Innenwelt, die ich nicht bin, vollständig auf. Ich bin der Wunsch, zu schreiben, ich bin das, was meine Freunde jeden Tag wiedererkennen, ich bin ein zitternder Körper, ich verfüge über Worte und Sinne, einen Körper und einem Raum und es gibt Songs die ich mag und Songs die ich nicht mag, so wie ich Leute mag und nciht mag. So bäckt sich ein Selbstmodell zusammen.

15:57 - Mein Kreislauf ist sehr sehr angeregt, ich schwitze, bin zu feinmotorischen Dingen nicht in der Lage, die Fülle an Assoziationen macht es mir schwer, am Telefon die Haltung zu wahren. Eben rief Monnique vom Kunsthaus an, wir bekommen ja noch die Gage vom letzten Freitag. Ich darf nicht vergessen, dass Psychedelika dehydrieren. Wieviel Kollapse konnte ich wohl schon verhindern mit ein bisschen Wasser? Mein lieber Freund Sam schreibt mir, dass er nachher vorbeikommt, weil er ein paar beschissene Tage hinter sich hat und nicht allein sein kann. "sehr gern, komm vorbei wie es dir passt" schreibe ich kurz und knapp.

16:05 - Mein KÖRPER fühlt sich leicht vergiftet, es schüttelt ihn und er hebt ein paar Mal zum kotzen an, aber oh sanfter, lieber, törrichter Körper, du brauchst dich nicht erbrechen, ich hab nicht den richtigen Pilz / Kaktus gegegessen ... Ich huste herzlich, ich heiße die körperliche Anstrengung willkommen, ich spüre wie mein Gehirn sich in den ewigen, psychedelischen Loop einstöpselt. Ich bin ganz verrotzt und das Flckern bei geschlossenen Augen wird stärker und das Schreiben fällt schwerer und mein Körper will sich zu einem zitternden, hin-und-herschwankenden Etwas auf ein Ende dieses Satzes. Ich bin nicht mehr als Sprache, 16:09.

16:16 - Ich fühle mich befreit von meiner Fähigkeiten, Maschinen zu bedienen. In diesem Zustand ist man nicht in der Lage, ein Auto zu fahren oder einen Schrank zu schleppen, das heißt: man hat eine höhere Sphäre der Authentizität erreicht. "Endlich ist er nicht mehr in der Lage, Verkehrsregeln einzuhalten!", sollte man ihn preisen, der sich einen roten Punkt auf die Stirn gemalt hat und über die Verkehrsinsel gefahren ist.

16:21 - Mein Körper versucht sich mit der irrsinnigen Energie der Musik zu verbinden. Mein Ich steht daneben und schaut beläppert, wie meine Eltern hilflos waren bei meinen ersten Wutanfällen. Wow, was waren meine Eltern dumm und kalt und böse. Aus dieser Tatsache kann ich mir einen fröhlichen Refrain knüpfen und locker über die nächsten Jahre tanzen.

16:26 - die Musik ist großartig, iich bin großartig, ich spucke das Wasser, das ich trinke, fast in den Computer. Mein Bauch hat das Bedürfnis sich zu übergeben, weil er nicht verstanden hat, dass ich mich nicht wirklich grad vergiftet habe. Wenn ich mich in der Musik treiben lasse, fühle ich mich von allen Leuten beobachtet, die jemals mit mir geredet haben. Die bunte, schäumende, freundliche Musik wringt mein Gehirn restlos aus. Ich hab das Bedürfnis klarzustellen, dass es hier um weit weit mehr geht als sich zuzudröhnen, um weit mehr geht als sich ein bisschen zu gönnen, weit mehr als bloß ein bisschen Effekthascherisci überdem Abgrund von Erfurt oder Chemnitz oder Grimma. Die Buchstaben beginnen zu tanzen, ich weiß ncht ob es gut ist... aber diesen Gedanke breche ich lieber ab. Die Musik hat ihn als unverdaulich ausgespuckt und in den Müll befördert und da muss er bleiben! Ich behaupte, dass man die Welt missversteht, wenn man nicht den gleichen Musikgeschmack hat wie ich. Ich sehe bunte, orgiastische, ekstatische Straßenfeiern die Pulsadern von Europa reinigen.

Sind Songs immer aus dem Zusammenhang gerissen? Funktionieren Lieder nur für sich? Tu ich den Interpreten unrecht,m wenn ich ihre Werke für meine Zwecke miussbrauche? Das Sichtfeld verschwimmt, aber ich weiß, was ich sage, wo ich bin und wann und so. Aber ok, dann wird es auch schon schwer, ehrlich gesagt, vielleicht gehört dieser Bericht zu dem Brief an meine Eltern dazu. Schrecklich, diese Macht die ich habe, Tatsachen zu schaffen. Ich bestimme, wie es sein soll. Hat es gerade geklopft oder was es nur in der Musik?

Ich habe absolut keinen Plan wie diese Droge auf jemanden anders wirkt, wenn ich ehrlich bin, mich bringt sie immer wieder nur auf das zurück, was ich bin: Worte, Freunde, Musik und Assoziationen. Ich kann einem einsamen, verbitterten Freak in den Wäldern Ohios unmöglich dazu raten, diese Droge zu probieren, so wie ich ihnen auch von Alkohol und Sex und Fast Food raten würde. Schaut nur, wie erbärmlich sie versuchen, noch cool zu sein mit ihren beschissenen Mützen und Gesichtsausdrücken. Das ist alles so unfassbar abstoßend, unfassbar dass nicht alle Leute so sind wie ich!! LEONARD BERNSTEIN!! dililidlidlidldildidldildildi its the eeeeeend of the woooorld as we know it,,,,

Ich sollte es mir abgewöhnen, Lieder mitzusingen, die in Ich-Perspektive geschrieben sind.
Die groben und feinen und optischen und akustischen Veränderungen zu beschreiben, erscheint mir überflüssig, da nur die selbsterlebte Erfahrung, ich überlasse es meinem nüchternen Selbst, diesen Satz zuendezufriemeln. Ich rieche nach Körper, nach Junge, nach Februarende, nach dem Tod meiner Eltern, nach verbranntem Vinyl und der Teufel ist eine Frau mit Geschmack und Liebeskummer.Meine Stärke ist, dass ich mich nirgends verstrickt habe und frei und sündig ins Blaue leben kann, bis alles Blaue aufgetrunken  ist und ich mit der leeren Flasche in der Gosse sitze. Aber es wird alles großartig, wenn wir alle in der gefiederten Seifenkiste sitzen ....

Wenn ich grinsend auf meinem Bett kauere, hab ich das Bedürfnis zu erklären, dass ich mich weder besonders berechtigt dazu fühle, oder es verdient haben es fällt schon schwer Sätze zu bilden, wenn die Musik so viel Assoziationen aufdrängt. Keinesfalls macht die Droge glücklich, man ist nicht einfach gut drauf und kann sich gehen lassen... oder? Es würd spürbar düsterer - d.h. interessanter - d.h. bin ich auch nur einer von vielen trostlosen Junkies die sich von frustierten Hafenarbeitern ficken lassen? Ich behaupte: man ist nur das Wert, was man von sich behauptet. Niemals mehr, niemals weniger.

17:24 - Ich spüre, wie meine verschlöeimten Halsnasenohrensysteme die Musik verschnupfen, eine süße, fiebrig-verschnupfte Nachmittagsrotzigkeit, es riecht nach verbrannten Fritten und meine Mitbewohner haben gute Laune und ich freu mich darauf, dass der geliebte Sam dann vorbeikommt und sein Herz ausschüttet, irgendwann wird die Heilsarmee seiner Tollpatschigkeit ein Denkmal bauen.

17:28 - Die Musik wird plötzlich zu erotisch, ich hab Lust geködert zu werden. Nicht jetzt. Ich skippe den Song. Spotify ist ein Instrument wie LSD oder Sonnenschein. Ich will nicht missverstanden werden!
Wie kann man eine Persönlichkeit ausbauen? Was muss ich wissen, um die Welt zu verstehen? Bin ich mir bekannt? Welche Charaktereigenschaften soll ich in mein Gehirn hängen? Du kannst dich gestalten wie eine weiße Kugel.
DU BIST SO WEIT WEG MUTTER!Trockene Unfreundlichkeit,

17:40 - Ich schreibe dem Ministerpräsidenten unter ein Bild, auf dem er sich eine Narrenkappe aufgesetzt hat und in die Kamera ginst:
 Ich muss es wohl einsehen, meine Weigerung, jedes noch so alberne, inhaltsleere Brauchtum wohlwollend abzunicken und mitzuspielen, wenn der Pöbel seine kümmerlichen Späße treibt, wird es mir unmöglich machen, ein Nachfolger unseres teuren Bodo Ramelow zu werden, dem ich hiermit herzlich am Mantel rupfe und zu Kaffee und Kuchen einlade.<3
Das herzsymbol ist ehrlich gemeint, so viel ehrlicher als ALLES WAS MIR MEINE ELTERN JEEEEMAAAAHAHAHALS mach ich mich unter dem tauben Beifall einer gelangweilten Manege selbst zum Affen.

17:59 - Ich beschließe, Lena Sam und Ewald eine Gruppenmail mit meinem Bericht zu schicken. In dem Moment, in dem ich sie abschicke, platzt Lena das Teeglas und sie schüttet sich einen halben Liter kockendes Wasser über die Beine. Unglaubliches Geschrei, zum Glück Ewald ist vor einer Viertelstunde gekommen, er verarztet sie und fährt mit dem Fahrrad zur Apotheke, ich wippe auf meinem Bett hin und her und höre sehr heitere schöne Musik. Ich weiß, dass ds Drama bald vorbei ist. Ich erinnere mich an Notfälle in meiner Vergangenheit. Wie können Leute nur gleich so panisch und haltlos sein. Ich bin immer ruhig und erhaben und rational, wenn andere aufgebracht sind. Meine Eltern haben mich dafür gehasst: "Steh nicht so dumm rum und helf mit, du Trottel!" Wie ich ihre uncoole Art gehasst hab. Scheinbar ist es nicht möglich, einen ostdeutschen Dialekt zu haben und ruhig und besonnen und liebevoll zu sein. Ich hasse es so sehr, wenn Leute sich in Unglück reinsteigern wie verblödete, überdrehte Kinder. Ich erinnere mich, dass ich mich oft richtig erschrocken hab über die Bosheit und kindische Uncoolness meiner Eltern und meines Bruders. Hilflose hysterische verblödete Fotzen alles. Ich bin so unendlich froh, dass mein Hass und mein Ekel vor meiner Familie und überhaupt der erzgebirgischen Mentalität mich zu einem besseren Menschen macht. ICH BIN ETWAS BESSERES. Ich darf mich nicht schämen, das zu bekennen. All meine Gefühle sind wahr. - Ewald ist überfordert, aber er tut sein bestes. Alle sind angespannt und überfordert und die Musik wird immer heiterer. Was wären wir ohne Musik. Ich höre wie die Scherben zusammengekehrt werden, ich spüre wie die Tränen von Lena fließen, der Unfall hat sie in ein Kind verwandelt. Ewalds Gesicht ist ernst, unerschütterlich ernst, er redet ruhig und besonnen, sein Mitleid mit Lena zerreißt ihm das Herz und die Musik wird immer weicher, fröhlicher, sie schüttelt die ganze Wohnung durch: das ist der einzige Beitrag von mir. Ewald setzt sich auf meinen Sessel und atmet durch, ich wippe auf dem Bett und schreibe ihm eine SMS: "Strange days will track us down" - in dem Moment, in dem er sie empfängt, klingelt es an der Tür. Ich drück den Buzzer, öffne die Wohnungstür und höre Sam die Treppen hochpoltern. Er pfeift fröhlich und ich atme tief durch, hol mir ein Wasser und setz mich wieder auf mein Bett. Ewald ist inzwischen wieder bei Lena im Bad und schaut sich die Wunden an.

18:14 - Ich geh ein paar Runden durchs Viertel und verschnaufe und denke über diese seltsame Verknüpfung nach: mein Bericht scheint mit Lenas Unfall zusammenzuhängen. Ich stell mir vor, dass die Komplexität des Weltgeschehens eine eigene Intelligenz besitzt, so wie die Komplexität unserer Körper-Moleküle uns eine Intelligenz und Persönlichkeit schafft. Ich erinnere mich an all die vielen sinnhaften Zufälle, C. G. Jung nennt das Synchronizität, die mir allein in den letzten zwei Jahren passiert sind. Ich erinnere mich, von vielen Leuten gelesen zu haben, denen sowas besonders unter Gras, LSD oder Hustenstillern passiert. Ich hab das Gefühl, dass das Leben eine Erzählung ist, eine Simulation, vielleicht nur eine interaktive Erinnerung. Bewusstsein und Leben ist derart unfassbar: ich gebe mich dem Universum hin und fühle mich unverwundbar.

Später geh ich mit Sam noch ein paar Bier trinken. Der Abend klingt sehr entspannt aus. Ich kann sehr gut schlafen und wache entspannt und bestens gelaunt auf. Lena geht es wieder besser und wir beschließen, am Wochenende mit Ewald und Sam ein bisschen LSD zu nehmen und nach Leipzig zu fahren und sinnlos in der Stadt zu flanieren.

26 November 2015

Elektrische Sonne

Zweifel hemmen, was nur ohne Zweifel möglich ist, sie beweisen sich selbst, sie sind ein Seitenaufprallschutz und werden in unfallfreien Zeiten zu einem Galgenstrick. Wir schmieren bunte, glänzende Farben an die Wände, um den Leuten zu beweisen, dass wir nicht depressiv sind. Touristen machen Fotos, wie ein Schwarm roter Flamingos fliegen kollektive Assoziationen durch die letzten Tage bis durch eben diesen Moment. Wir schauen eigentlich nur auf eine Welt zurück, in der wir irgendwie um bestimmte Dinge herumgekommen sind, nur daraus beziehen wir unser Selbstbewusstsein. Ist das nicht so töricht wie dem brutalen, dummen Vater, der schläft, einen Bolzenschneider an den kleinen Finger zu setzen und in den grünen Halbmond zu grinsen mit weißen, glühenden Augen und die Zange herunterzudrücken und sein ekstatisches Schreien vor Schmerz, seine extreme Verwirrung, Angst, Panik, die viel intensiver vielleicht noch als der Schmerz an der Hand ist, hohl grinsend über sich ergehen zu lassen..?

Die Stadt ist ein immer hellblauer werdender Kristall in meiner Stirn. Ohne hier einen Standpunkt zu behaupten bin ich ausgerutscht und falle auf dein gemütliches Kopfkissen. Du bist unauffällig gekleidet und hast blutunterlaufene Augen, weil du deine Kontaktlinsen ungeputzt auf deine Hornhaut legst. Du bist so süß, wenn du infiziert aussiehst, so sexy, wenn du deine Augen ganz nach oben drehst, sodass man nur noch das stechende Weiß sieht, als Antwort auf die Frage, was du beruflich machst. "Wir brauchen eine Droge, die aus der Gegenwart das macht, was die Nostalgie aus der Vergangenheit macht.", sagst du.

Meine bockige Fresse will dich nach hinten knicken lassen, aber ich will es nicht. Ich liebe dich, weil du dich nicht von meinem Gesicht abschrecken lässt. Wir rauchen etwas starken Tobak und stellen uns dem Universum. Der schwarze Vulkan in meiner Brust, der triefende Abfluss in der Küche, die elektrische Sonne im Himmel. Sieh, wie ich immer ernster werde, sieh wie ich dein fleischiges HERZ verknote! Was ist Euphorie anders als Wahnsinn? Was ist Wahnsinn anders als Empfindlichkeit? Was Empfindlichkeit anders als Möglichkeit? Je mehr Möglichkeiten ich habe, desto besser kann ich mich verwirklichen. Du sagst, wir sind dazu verurteilt, uns zu verwirklichen.

Unser Körper ist viel zu stabil, als dass wir uns eine wirkliche Vorstellung von der Instabilität unserer Umgebung machen könnten. Wir wissen, dass wir ein Körper sind und dass unsere physische Präsenz mit der physischen Präsenz der instabilen Welt gekoppelt ist. Die extreme, unvermeidbare Verbundenheit mit der Welt und unser Ich stehen sich feindlich gegenüber. Panikpanikpanik. Die Musik lässt mich genüsslich Schlimmes ahnen, ich erinnere mich an die Angst beim Klettern auf Hausdächern. Ich weiß, es gibt hier keinen Grund für Todesangst, meine Emotion passt einfach nicht zur Situation. Dieser Kontrast ist eine Qualität der Euphorie. Ich stürze in die Zukunft ohne mich zu kennen.

Wir wissen - und dieses Wissen macht uns stark und unabhängig und geschmeidig: die Psychose ist ein Werkzeug, um uns neu zu definieren. "Ich hab nix und du hast nix - lass uns was draus mamamamachen", singt Rio Reiser und wedelt uns mit großen, weißen Federn frische Luft zu.

Hier kann man von unbedeutenden Problemen vom Sattel geschubst werden, weil das Pferd eben auch nur eine unbedeutende Sache wird.

Psychedelischen Zustände sind Nachahmungen außergewöhnlicher Kräfte, die man in Situationen bekommen kann, in denen man in Lebensgefahr ist. Todesangst erweitert das Bewusstsein. Der Vorteil psychedelischer Drogen ist, dass man sich diese Erweiterung auch in Situationen zu Nutze machen kann, in denen keine Angst angebracht ist.

14 November 2015

Die Blume blüht und ich bin hier

Man rutscht lustig vom Sofa. Man verfolgt verschwommenen Blickes den nebensächlichen Alltag und gähnt Flüche. Ein paar verunglückte Romanzen irgendwo zwischengelagert, außerstande, in dieser Stadt Fuß zu fassen, wie auch in der Sprache nicht. Die Unfähigkeit, etwas als selbstverständlich hinzunehmen, hat etwas mit der Frage zu tun, wann der IS an Atomwaffen kommt oder ob das was mit dem Kuss wird, dem ich immer wieder ausweiche. Welche soziale Funktion kann ein Schriftsteller haben, der an nichts glauben will?

Das Internet haut es immer wieder raus, mein Handy hat einen Riss im Display und die Software darauf stürzt immer häufiger ab, ich hänge zwischen zwei gemütlichen Wohnungen, noch in einem kleinen Raum in einer Vierer-WG eingedrückt, kaum größer als meine Matratze, über mir tropft die Spüle, jemand hat Erde in unsere Badewanne geschüttet, die Ungewissheit des Großen und Ganzen will mir die Schuhe ausziehen, ich möchte heulen und das Gleichgewicht verlieren und in die Geborgenheit von Julius purzeln, oder wie hieß sie? Hat mich einfach stehengelassen, als ich behauptet hab, dass ich es peinlich finde, sich für ein Ego und eine Karriere zu entscheiden und dass Alkohol eine Droge für Jammerlappen und Hornochsen ist, während am Horizont sehr dunkle Wolken sich zusammenbrauen. Es werden sich unvorstellbare Gräueltaten in den nächsten Jahren in Europa ereignen. Nutzen wir die Zeit in diesem weichen, strahlend-grünen Garten, raffen wir uns zusammen, nehmen wir Kontakt mit Unsersgleichen aus der ganzen Welt auf!

Die Blume blüht und ich bin hier und das Nichts zieht sich immer fester um diesen Roman, das Nichts ist der böse Zauberer in dieser Geschichte. Und welchen Protagonisten könnte ich ihm entgegensetzen? Dies ist also der Blumenstrauß, den ich in freundlicher Anerkennung meiner apokalyptischen Krise gepflückt habe. Ich habe es die letzte Woche ausprobiert: wenn ich nicht mehr schreibe, rutsche ich vollständig ab. Ich muss mich hier irgendwie festhalten. Das ist das Aufrichtigste, was ich vielleicht jemals gesagt haben werde.  Der Psychotiker (der von Überempfindlichkeit und Phantasie Überwältigte) könnte die Welt, die er unter Einwirkung dieser Krankheit erlebt, bewohnbar machen, sie könnte den Rahmen, die Grundlage gar für viele Abenteuer und Kunstwerke bilden. Deshalb wird uns über kurz oder lang auch die Gründung einer psychedelischen Partei als notwendig erscheinen, die das Loch, dass der Skeptizismus in die Dinge gefressen hat, wie Butter in der Pfanne zergehen lässt, die Menschen eint in dionysischen Feiermonaten, die Maschine radikal runterfahren lässt, die Gesellschaft zur Ruhe kommen lässt. Ein Hausmeister steht, mit dem triefenden Mob in der einen Hand, die andere in seine Hüfte geklemmt, am Ende dieses Textes, riecht nach Dosenfisch und Bier und fragt sich, ob er hier wirklich mitspielen muss. Ausgerechnet am Ende dieses Textes.

10 November 2015

Eine Störung

I

Die Gemütlichkeit meines Bettes ist keine Auszeichnung.

Vielleicht werden wir immer isoliert bleiben. - Psychedelische Problemlösung: übertreiben, was das Zeug hält, nichts mehr entscheiden, nicht mehr ehrlich mit der Umwelt interagieren versuchen, wenn man nicht von irgendetwas derart erregt ist, dass man nicht weißt, wer man überhaupt noch ist.

Die Welt hat nur als ästhetisches Phänomen noch Halt in meinen Knochen. - Cannabis hilft, die Schönheit und Heiterkeit hinter dem nichtigen Alltagsleiden aufzuspüren.

Die Wirklichkeit ist so filigran wie deine Nackenhärchen. Alle Menschen haben feine Nackenhärchen. Die Niedergeschlagenheit, die über mich kommt, wird gewaltig sein. Zum Glück steht nicht absolut fest, was man mit Leuten, die man ekelhaft findet, gemeinsam hat.

Frei ist, was nicht durchdacht ist.

Wenn man sagt: "Dieses Kunstwerk finde ich schlecht." sagt man damit eigentlich nur: "Dieses Kunstwerk kann ich nicht ernst nehmen." und meint "Dieses Kunstwerk will ich nicht ernst nehmen." und wenn man darüber noch glücklich ist, wird man niemals eine andere Perspektive einnehmen.

Du bist ein Gegenstand in der Natur. Lässt sich aus deiner Orientierungslosigkeit ein Staat machen? Bist du eine biologische Maschine oder willst du bloß eine sein?

Vom Staunen und Irritiertsein schlaflos gewordene, ambitionierte, respektlose Sparkassengesicht-Versager werden kälter, transparenter und verlieren den Anschluss. Niemand vermisst sie: das ist ihr Vorteil. Pessismismus ist ein warmer Novemberregen.

Plötzlich tut das Nichts so, als wäre es der größte, coolste, giftigste, rotleuchtendste Käfer in der ganzen Stadt. Fettgefressen von der Faulheit und Langeweile meiner Mitbewohner, lauert er meinen Butandiol-Entgleisungen auf.

Einzig rettender Gedanke auf lauten, langweiligen Partys: "Ich kenne keinen hier und keiner kennt mich." Es ist so beruhigend zu sehen, dass die Befremdlichkeit auf Gegenseitigkeit beruht. Für die Meisten bin ich ein Fremder - und nur die Rampensau in mir hat damit ein Problem. Die Distanz zwischen mir und den Anderen ist unüberwindbar und genau deshalb ständig im hellsten Licht meiner höchsten Aufmerksamkeit.

Leiden ist besser, als überhaupt nichts mehr mitzubekommen. Je älter man wird, desto weniger versteht man das.

Ganz bestimmt hängt der Wunsch, jemanden zu küssen, mit der Erkenntnis, dass das Leben nicht ewig ist, zusammen. Musik festigt diesen Zusammenhang.

Depressionen sind kein Grund, depressiv zu sein.

Wir sitzen in der Badewanne unseres Lebens und wissen plötzlich, dass es nicht darauf ankommt, sauber zu werden, sondern mit der Quietschente zu spielen.

II

"Ihr seid doch verrückt!", sang das bunte, schöne Volk uns nach, da waren die Segel schon gesetzt.
"Wollt ihr wirklich die Reise antreten?", lachte die dicke, schöne Bäckerin und kannte die Antwort.
"Wir wussten, dass ihr uns eines Tages zurücklassen werdet!", jubelte der warme, schöne Großvater.
"Ihr seid Broccoli im Schnellkochtopf!", wieherte ein betrunkenes, schönes Huhn,
und erst als uns keiner mehr nachgewunken hat, hatten wir das Gefühl, auf unserem Kurs zu sein und als unsere Metaphern ausgingen, sind wir auch unser Selbstmitleid losgeworden.

Wir hocken nun auf riesigen, grauen Treppen vor der Kathedrale des Sonntags, verdichten größenwahnsinnig unsere Kraftlosigkeit, trotzen maskiert dem nackten Wind, lesen uns im Internet eine Identität an und wieder ab und wieder an und wieder ab, schalten zur Abwechslung den Fernseher aus und wieder ein und wieder aus und wieder ein, ketten nüchterne Momente und warme Cannabis-Vertiefungen endlos aneinander und posaunen in dunklen, langezogenen Tönen Obszönitäten in unsere Unterwelt oder sitzen insomnisch-grau auf einer Parkbank und schwelgen verzerrt von Überforderung in der Gewissheit, dass alles sich zu unseren Gunsten entwickeln wird, während im Gebüsch neben uns eine von einem Auto angefahrene Katze unter extremen Schmerzen verblutet.

Ich kratze - trunken von unendlichen Assoziationen - alte Wunden auf und finde nichts. Ich bin eine Nostalgie-Maschine. Ich esse die Döner-Reste, die jemand auf der Parkbank liegengelassen hat und will ein echter Dichter werden. Ich furze in fremde Betten, ich stinke alles voll mit meiner Biologie, die große Augen macht. Meine Handschrift verändert sich, weil die Musik umgekippt ist. Ich möchte meine Verklemmtheit von vollkommenem Fieber aufbrechen lassen, den strahlend-weißen Kirschbaum an der Friedhofsmauer schütteln.

Ich spüre mein zukünftiges Publikum, ich spüre wie ich verstanden werde, mich in eine Eidechse verwandel und mit einem schwarzen Biss den Bundespräsidenten vergifte. Das ganze Land wird ihm unter meine Bettdecke folgen.

Ich kann für diese harte, unruhige, langweilige Stadt nur Liebe empfinden, wenn ich mit Freunden an der Hauptstraße Cannabis rauche: das ist weder ein Einwand gegen die Stadt noch gegen die Droge. Beides existiert, beides kann kombiniert werden. Am besten pur, am besten bio, am besten von Kennern empfohlen. Solang mich Kleinigkeiten nicht bombardieren, solang mein Mitbewohner nicht im Wahn auf mich los geht, solang ich nicht verdumme und verfaule...

Wer etwas gegen Drogen sagt, muss auch etwas gegen Musik und Liebe und Träume und Obst und Gemüse sagen. Es kann nicht verboten sein, sich Zustände zu verschaffen, die bestimmte Handlungen innerhalb geltender Gesetze genießbarer oder bestimmte Situationen erträglicher machen oder bestimmte Genüsse und bestimmte Einsichten vertiefen können. Wenn es also legal ist, in der Badewanne zu liegen und Brahms zu hören, kann es nicht verboten sein, Substanzen zu nehmen, die die Intensität des Badens und Brahmshörens steigern können. Drogengesetze zwingen, von der Flora und vom Gehirn einen sehr beschränkten Gebrauch zu machen. Sie zwingen dich, die Welt auf eine bestimmte Art und Weise wahrzunehmen. Sie zwingen dich, bestimmte Aspekte zu ignorieren. Sie sagen: "Schau da nicht hin!", "Geh nicht dort hoch!", "Bleib hier!" Sie kontrollieren deine Stimmungen und Erfahrungen und damit deine Möglichkeiten. Ich verstehe, warum Kurt Cobain und William S. Burroughs zusammen Tee getrunken haben.

III

Ich "bin" alles, was mich hemmt, ganz anders zu "sein".

Wer fragen beantwortet, kippt auch abgekühlte Ofenasche auf die ersten Schneeglöckchen und Krokusse des Jahres.

Bestimmte Drogen ersetzen einen manischen Freundeskreis. Finde heraus, welche! Alles ist gut, was deine Energie mehrt. Du bist niemandem etwas schuldig.

Je sensibler man wird, desto besser kann man sich selbst manipulieren.
&
Wer sich irren will, bekommt mehr mit als jemand, der sich nicht irren will.

Mit wem wollen wir die Zeit rumkriegen? Mit wem wollen wir unser Vergammeln dekorieren? Mit uns! Mit uns ganz allein! Die Anderen sind nicht mehr als die Helfer und Helfershelfer unserer egomanischen Utopie. Die einzig durchdenkbare Alternative wäre: alle lassen sich einander in Ruhe: die Hölle.

Die Unmöglichkeit, meine Cannabistexte zu strukturieren, ist einer ihrer zentralsten Gegenstände, ebenso die Unmöglichkeit, diesen Gegenstand objektiv zu bewerten.

Nicht, ob ich mich im Griff habe, interessiert mich, sondern wie ich mit der Panik umgehe, die hinter der Erkenntnis meiner Nichtigkeit auf mich wartet. Ich würde sie gern euphorisch bis ins Unendliche steigern: glühendes, flatterndes Nichts.

Es bleibt jedem selbst überlassen, welche Knöpfe zu drücken sind: diese Freiheit ist uns zumutbar. Die Konservativen wollen eine Welt mit weniger Knöpfen, wir wollen mehr! - Welche Blumen findest du am schönsten? Welche am wirkungsvollsten? Was willst du aus deinem Leben machen? Passt das in einen Beruf, den es schon gibt oder musst du einen eigenen erfinden?

Alles was du von dir weißt, ist auf ganz brutale Art und Weise wahr. (Wäre schön, wenn ich diesen Satz in eine blaue Blume verwandeln und auf die Fensterbank meiner Freunde stellen könnte.)
&
Alles ist ein Gegenstand.

Realität ist das Zwischenprodukt eines neuronalen Stoffwechselprozesses. Unser Gehirn kackt und frisst unser Ichgefühl. Unser Körper ist das Klo und unsere Umwelt ist die Klärgrube.
&
Der Tod ist eine Erfindung der Werbeindustrie.

Je weniger ich mich spüre, desto berühmter will ich werden.

Du solltest dich nur noch mit Leuten befassen, die du gern anfässt.

Wir hassen jeden, mit dem wir nicht so umgehen können, wie wir es wollen.

Je weniger man mitbekommt, desto fester sitzt man in seinem Sattel. Die Ausbrechung, sie wird immer weicher / die Zerreizung über alles! )( Mein Ich ist ein Schaufenster )( Ohneschlaf ein Pflasterstein. - Ich kann nur predigen, wenn ich niemandem in die Augen schaue. §§§§ ich wachse und verhärte _ auf Kosten meiner Melodie. - ich verdichte meine Texte wie meinen Freundeskreis.

Die Kunst will, dass du mit ihr verschwindest.

26 Oktober 2015

Finster

(1)
Von all den Arbeiten, die ich niemals machen könnte, ohne psychischen Schaden davonzutragen, steht Kassierin ganz weit oben. Mehr noch als ein Polizist oder ein Arzt oder ein Anwalt blickt die Kassiererin in den Abgrund der Welt. Lieber stiege ich in Kanalisationen oder in Krebsstationen herum als in irgendeinem Supermarkt hinter der Kasse zu sitzen und den eklhaftesten, abgestumpftesten Menschen der ganzen Welt, nämlich hungrigen, kulturlosen Deutschen ihre Fress- und Sauf- und Spaß- und Reinigungswaren über den Scanner zu ziehen.
Mein Ekel kommt aus den Tiefen meines Körpers, er ist quasi authentischer, "älter" als meine Sprache und mein Ichgefühl - ich kann ihn nicht hinterfragen, so wie ich Schmerz und Liebe nicht hinterfragen kann. Er will mich beschützen. Was für eine übermenschliche Leistung vollbringt die Kassiererin, was für Strapazen, was für Missmut, was für Niedertracht muss sie jeden Tag ertragen! Meine Unfähigkeit, eine konzentrierte, genaue, brutale Beleidigung zu verfassen, die meinem Ekel gerecht wird und den Himmel über ganz Erfurt verfinstern würde, wenn ich sie auf dem Marktplatz herausposaunen würde, fordert mich zu einer uneingeschränkten Solidarität mit allen Amokläufern, Tyrannen und Untergangs-Propheten auf.

Die Gesellschaft verfinstert sich, die Menschen sind auf so aggressive, selbstherrliche Art und Weise stumpf und kulturlos, was müssen sie an ihrer Arbeit, ihren Beziehungen, ihrem Alltag leiden!
Wenn die sogenannten Verhältnisse bleiben wie sie sind, werden die Menschen in ein paar Generationen so dermaßen ausgemergelt, entleert und frustbockig sein, dass sie nur noch von der Großen Bombe oder dem Goldenen Schuss träumen können.
Aber wie kann jemand wie ich, der einmal ihren Frust, ihre Kälte, ihre Boshaftigkeit in ihrem Gesicht in vollem Maße erlitten hat, noch daran glauben, dass sich mit der Überwindung jener Verhältnisse, die zu diesem Elend geführt haben, das Elend auch beseitigen ließe.
Man kann die Menschen nicht bessern, sie würden sich in einen entsetzlichen Wahnsinn hineinlangweilen, würden sie sich nicht den ganzen Tag gegenseitig erniedrigen. Man müsste sie zwingen, auf gut 75% des Internetangebots, 80% der Nahrungsmittel, 90% des Fernsehprogramms und 99% des Radioprogramms zu verzichten, man müsste sie von Grund auf neu kultivieren, aber vielleicht ist es schon zu spät.

Sie müssten sich so weit es geht von ihrem Alltag, ihrem Ichgefühl, ihren "Werten" (die eigentlich nur Reflexe sind) entfernen, sie müssten sich Jahre lang erholen von ihrem bisherigen Leben. Man müsste in ihnen eine Art Psychose auslösen... vielleicht kann die Kunst, aber auch die Pharmazie und die Drogenpolitik dazu ihren Beitrag leisten.

(2)
DER GANZE TEXT IST NUR EIN STOLPERN WÄHREND EINER ÜBERDOSIS.
Wenn du mit deiner Zunge über deine Lunge fährst und diese nach Gras schmeckt, erst dann hast du die erforderliche Überdosis, um an die vorherige anknüpfen zu können. Ein Leben ohne Filter, seltsame Frisuren, grinsende Biomülltonnen wie zum Ende einer Trickfilm-Episode. Es gibt keinen Grund, nicht fröhlich zu sein, weil ich an nichts außer die Musik gebunden bin, an keine Tagesroutine, keinem dies und das. So befördere ich meine Überdosis-Zustände zum Zentrum des Lebens, zu dem worum es eigentlich geht, für den Bettler wie für den Baron. Die Musik ist laut, aber seltsam fern, wie bei einem transparenten Hörsturz, also versinkend in das, worauf es ankommt, dort wohin ich niemals komme, solang ich im reißenden Strom der Worte verloren bin... "Nun lass los!", fliegen weiche, gelbe Vögel über die Stadt, die schwankt und fröhlich gluckst, sich dann abtrocknet und die Talkshow verlässt. Und ein weiterer Tag geht zu ende, plötzlich stelle ich fest, dass ich keinen eigenen Stil habe, nur vorgeschobenen, um etwas Distanz zur Welt zu haben... weil ich selbst nicht allzu viel bin, muss ich es scheinen, Drecksloch! Ach, ich liebe es, die Blumen sind bunte Sofakissen, und schlupps in einem Stil, den ich benutze wie Gesichter... so weit weg von meinem Herzschlag... mein Herzschlag hat Kontakt zum Körper verloren, schlürfe ich wie ein Dichter, der kurz vor seinem ersten Gedicht steht. Ich rede, wie mir der Nase krummgewachsen. Es ist der Erwachsene in mir, der sich dafür schämt, dass ich nicht erwachsen werden will. Wenn du der Scham nichts entgegenzusetzen hast, warum willst du dich nicht schämen? In Scham versinken heißt, die Scham genießen, denn sie ist der pefekte Gegner der Todesangst. Wenn man die Scham nicht genießt, ist man nicht beschämt genug. Nicht unterstreichen! Also du hast die Aufgabe missverstanden, wenn du dem Erwachsenen in dir mehr vertraust... Hau einfach mal die Tasse vor dir um. Siehst du? Du tust es noch nicht, wir haben dich noch nicht... Ich bin nur ein Agent... Eine surrealistische Terror-Einheit. Zur Destabilisierung der Verhältnisse, im Glauben, dass so etwas Stimmung in die Bude kommt - denn untergehen werden wir sowieso.... Wir versenden solange Bombenbriefe, bis alles zum Stillstand gekommen ist, Drogen nimmt und einfach mal runterkommt... eine apokalyptische Entspannung. Ob es nun was bringt, ist egal... Wenn wir auch für ein "Viel Stress um Nichts" gestorben sind, springen wir doch wie leuchtende Plüsch-Einhörner über unsere dunklen Gräber... Es wird alles bald zu Ende gehen mit dieser Art von Zivilisation... Das beste, was wir machen können ist, alles Leben aus der Welt zu feiern, eine surrealistische Abfederung des unvermeidlichen Untergangs der Zivilisationen... Ich erinnere mich gerade sehr lebhaft daran, dass ich von einem Krieg träumte... Worauf stürzen wir zu? Wie sieht unser Ende aus? Dass es kommen wird... das ist die Gewissheit. Also ich weiß vielleicht nicht, was nach dem Tod kommt, aber ich weiß, dass die Zivilisation bald untergehen wird. Und auch, wenn du es nicht glaubst... (zwinkerzwinker.. was kann man denn überhaupt wissen? Wohin führt dieser Brunnen? Schau gerade aus!) so hat doch wenigstens dein eigenes Leben mal ein Ende. Das Ende ist gewiss... lassen wir das mal so stehen, auch wenn das nicht so sicher ist.... Nun, selbst wenn du ewig leben würdest... Warum solltest du so bleiben wie du bist? Ach schau, hierüber bin ich die letzten Jahre gestolpert... Du wartest auf jemanden, für den es sich lohnt sich zu manifestieren, einen Freud oder einen Gegner. Wer nicht weiß, wohin er will, der weiß nicht, wer er ist... Das klingt banal für Leute, die in einer festen Bahn sind... Ja, ihr könnt mit dem Gedanken nichts weiter anfangen, er betrifft euch nicht...
Ich muss mir mal einen klaren Plan machen:
- youtube-kanal und blog ausbauen
- literaturzeitschriften
- einfach irgendwie mitrühren!
- den neuen gif-Film für den Buchtrailer fertig machen!!
- Max nach dem Cover fragen
- eigentlich erstmal nur an R.W.
- und das insomnia-programm mit schildi zusammenstellen und auftritte organisieren
Am meisten hasse ich meine Eltern dafür, dass sie meine Wut, meine Angst, meine Empfindlichkeit soweit unterdrückt habe, dass ich nie laut geworden bin, wenn sie laut geworden sind, niemals schlug, wenn sie mich geschlagen haben, dass ich niemals von zuhause abgehauen bin, oder meiner Mutter kochendes Wasser ins Gesicht geschüttet habe, diese bösartige, egoistische, feige Frau! Was habt ihr mir alle zu sagen? Nichts! Gar nichts! So viel unterdrückte Energien, so viel zusammengestacuhte Bosheit, verklemmte Pyromanie. Ich muss den Draht zu meiner Familie endgültig kappen, das ist das beste... Diese armseligen, feigen, kleinen Menschen, sie haben keine Liebe, nur Sorgen und kleine, dumme Witzchen. Ich will nichts mehr mit ihnen zu tun haben... Ich muss meine Identität ohne ihren Einfluss zusammenstricken. Warum hab ich das nicht schon die letzten 10 Jahre getan? Ich bin so feige... so ein verklemmter Wurm... Sie vergiften mein ganzes Leben... Sie verwirren mich... Die Erinnerung an die biedere Behaglichkeit aus der ich komme, die auch ihr Gutes hat, bedrückt mich. Ich muss ihnen zeigen, dass mir ihr Urteil egal ist, ich muss sie von mir wegstoßen, damit ich mich nicht mehr von ihnen beobachtet fühle, nicht mehr in das Ideal geklemmt werde, das sie von mir haben... So kommt für mich jeder... ich hab vergessen was ich sagen wollte...


(3)
Mit diesem Brief will ich einen Bruch zwischen uns einleiten, nachdem ich mich seit Jahren insgeheim sehne. Ich habe oft Träume, in denen ich Euch anschreie und aus der Wohnung werfe Ich wache immer mit einem tiefen, warmen Glücksgefühl aus solchen Träumen auf.
Es ist offensichtlich, dass ihr Drei eine völlig andere Welt bewohnt als ich, mit völlig anderen Gewohnheiten. Ihr seid irgendwo angekommen, wo ich nie ankommen will, ihr seid von Dingen abhängig von denen ich niemals abhängig sein will. Ich sage nicht, dass ich etwas besseres bin, ich glaube ihr seid ganz glücklich mit Eurem Leben, und was sollte ich dagegen haben?! Aber ich halte den Druck nicht mehr aus, der entsteht, wenn ich mich von Euch beobachtet oder geringgeschätzt werde. Ich weiß, dass ihr euch insgeheim schämt für mich, dass ihr glaubt, ich wäre irgendwo falsch abgebogen. Ich fühle mich immer bewertet von Euch, ob ihr nun in Erfurt seid oder nicht - und das tut wirklich richtig weh. Es tat all die Jahre weh und ich will von ganzem Herzen weg von diesem Druck, das heißt weg aus Eurer Welt. Ich möchte Euch daher bitten, mir nicht mehr zu schreiben, mich nicht mehr anzurufen und auf keine Fall mehr vorbeizukommen. Ich möchte mich nicht mehr vor Euch schämen und rechtfertigen für mein Leben. Ich möchte nicht mehr sehen, wie Ihr euch zwingt, Euch mit mir abzufinden. Ich fühle mich seit der 10. Klasse etwa nicht mehr zu Euch gehörig und auch wirklich nicht mehr geliebt. Das ist wirklich nicht schlimm, ich kann das ertragen, aber nur auf Distanz, mit einem echten Bruch, der mindestens ein paar Jahre halten soll. Ich will keine Anstandsbesuche mehr, keine Witzchen oder Vorwürfchen. Ich gebt mir das Gefühl, dass ich ein gesiteskrankes, behindertes Kind bin, irgendeine Mutation in Eurem Stammbaum. Ich möchte dass ihr mich endlich genau so verachten könnt wie ihr die Schmarotzer und Nichtstuer und überkantitelten Künstler verachtet, die ihr auf der Staße oder im Fernsehen seht... Ich weiß, dass ihr Euch schämt, wenn ihr gefragt werdet, was ich so mache.... Ihr sollt sagen: "Mit dem haben wir nichts mehr zu tun!" --- Also ICh für meinen Teil habe Euch wirklich nichts zu sagen.- Ich bin durchaus dankbar für das, was ihr für mich getan habt. Aber es ist natürlich keien echte Liebe dabei, ich bin nur ein abgeirrter Freak für Euch, der mal ordentlich arbeiten muss und "in der Realität ankommen" muss, statt sich eine bessere Welt zu wünschen. Ihr wollt, das sich genau so engstirnig und kaltherzig und frustriert werde wie all die anderen Leute ringsherum. Ihr wisst nicht wer ich bin und was ich will, ihr habt kein echtes Verständnis, nur elterliche Reflexe auf die ich verzichten kann... und fortan auch werde. Ich schreibe das alles nüchtern, nicht in einem plötzlichen Wutanfall. Ich habe viele schöne Erinnerungen an früher, besonders an die Schlemaer Zeit. Die Zäsur, die 95/96 gekommen ist, war so entsetzlich schlimm,. die Schule war grauenvoll, es war für mich und Steve ganz fürchterlich zu sehen, wie die schlechten Arbeitsbedingungen in Schönheide die Familie fast zerstört haben. Wie könnt ihr so bösartig sein und Euch wünschen, ich sollte einen ähnlichen Weg gehen? Wie könnt Ihr euch nicht von Herzen freuen, dass ich mich so durchschlängel, dass ich meine Kunst und meine Freunde habe? Ich will mich nicht mehr dafür schämen, dass ich mich als Schriftsteller sehe, ich will mich nicht für mein Weltbild schämen. Wir haben uns einfach nichts mehr zu geben und ich will  endlich eine klare Abgrenzung. Die Erlösung, die ich jetzt beim Schreiben empfinde, lässt mich zittern. Es geht einfach nicht weiter. Alles wofür ich mich hasse hat mich euch zu tun, mit eurer Erziehung, euren Werten, eurer Respektlosigkeit mir gegenüber. Meine Selbstunsicherheit, all meine Probleme die ich mit meinen Gefühlen und meinen Mitmenschen habe, kommen daher, weil ihr mir das Gefühl gebt, eine perverse Missgeburt zu sein... Ich bin so dermaßen verklemmt.. Ich bereue es so sehr, dass ich Euch niemals angeschrien hab, wenn ihr zu streng wart, dass ich niemals irgendwas kaputt geschlagen habe, dass ich niemals abgehauen bin... Ich war so feige und verweichlicht und gehorsam.... Es gibt nichts was ich mehr bereue... Alles was mir etwas bedeutet hat, wolltet ihr unterdrücken oder habt es halbherzig belächelt... Ich möchte nicht, dass ihr jemals irgendein Lied oder einen Text von mir hört... Die Kunst ist mir so unendlich wichtig, um meine eigene Identität zu finden... und es ist so furchtbar, wie ich mich beobachtet und bewertet von euch fühle.... Ich will mich nicht mehr rechtfertigen, ich will einfach nur eine große Distanz aufbauen. Ich gehöre seit so vielen Jahren nicht mehr zu Euch, ich will endlich von Euch loskommen, egal wie unrecht ich euch damit tue. Es ist mir wirklich egal.  Ich möchte nicht mehr das Gefühl von Euch bekommen, dass ich irgendwas Krankes, Dummes bin... Und vorallem will ich das Gefühl haben, etwas Authentisches zu sein. Immer wenn ich etwas tue, was ich wirklich tun will, wenn ich etwas sage und fühle, was aus mir heraus will, komme ich mir vor, als würde ich mir etwas vormachen, weil ihr mir das Gefühl gebt, der abgeirrte Sohn zu sein, der sich krampfhaft mit Büchern etc befasst, um von euch los zu kommen, während mir ja eigentlich nur der Weg vorbestimmt ist, den ihr gegangen seid. Ihr müsst verstehen, dass ich nicht mehr zu euch gehöre und nicht zu euch gehören will... Ich will mich nicht belehren lassen, ich will nicht mehr dass ihr mir bei irgendwas helft, ich will wirklich nichts mehr mit euch zu tun haben, damit ich mich von meinen Unsicherheiten, meinem Selbsthass frei machen kann...Ihr sollt Euch schämen für mich, ihr sollt mich genau so verachten wie die Leute, die euch an mich erinnern, ihr sollt auch weiterhin kein Verständnis für Leute haben, die sich für Flüchtlinge engagieren oder die sich einfach nicht so für Materielles interessieren, die versuchen so wenig wie möglich Gift zu essen, die die Welt nicht nur aus dem Fernsehen oder von einem Arbeitsplatz kennen. Rational weiß ich, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben, aber trotzdem kann ich ein Scham- und Schuldgefühl nicht leugnen, und dieses Gefühl ist irrational und will mich zerreißen ... und wer hätte da irgendwas davon? Ich will mit dem ganzen Schwachsinn nichts mehr zu tun haben und deshalb will ich nichts mehr mit Euch zu tun haben ... Ich werde keine Antworten lesen und auch keine Telefonate annehmen. Lasst mich einfach in Ruhe... Ihr braucht mich genau so wenig wie ich euch... vorallem EMOTIONAL:... unabhängig irgendwelcher materiellen/finanziellen Zuwendung, die ich auch sehr nett finde... Aber kein Geld und kein Plunder der Welt könnte den emotionalen, HERZLICHEN Bruch kitten, den ich seit Jahren empfinde, der mich durch mein Leben taumeln lässt und den ich nur loswerden kann, wenn ich so brutal und endgültig wie möglich einen Schnitt mache. Wenn ich mir vorstelle, dass wir uns auch die kommenden Jahre regelmäßig sehen und ich also regelmäßig vorgeführt bekomme, was ich nicht bin, wenn ich regelmäßig spüre, wie sehr ihr mich - bei aller elterlichen "Liebe" - geringschätzt, vergeht mir wirklich die Lust zu leben.

(4)
Das Koffein schlägt zu, mein Gehirn blüht auf, die Stadt macht einen sanften Knick.

"Schalte dein Zeitorgan aus und springe im gemütlichen Rahmen der Ewigkeit in die Vergangenheit und die Zukunft. Manipuliere dein Zeitgefühl, und du bist ein unsterlicher Zeitreisender. Alles was war, ist und sein wird, ist ja gleichzeitig existent. Dein Bewusstsein kann, wenn es locker genug ist, also wenn der Verstand, der sich als Ich kleidet, nicht dauernd bremst, den Zeitstrahl beliebig hin und her erfahren." dachte er wie ein Kind mit schwarzem Stift vor einer Mathematik-Prüfung, während er die bunten Blätter im Park bestaunt, die nach außen ausgefranste Kreise um die rauschenden Bäume bilden, eine Laublicht-Aura, flimmernder, schimmernder Boden schwankt und flimmert und schimmert. Was ist das für eine Gesellschaft, in der man als Erwachsener nicht um einen Baum gehen kann, ohne schief angeschaut zu werde? Aber Moment, es schaut gar niemand schief, es schaut gar niemand. Lass es doch dabei... Jeder Müßiggänger ist mit seinem weichen Grinsen ein viel zu weicher Affront gegen die Betriebsamen. Das Glück der Tätigen ist kein höheres, stärkeres, besseres, echteres Glück als das Glück der Untätigen - der Untätige hat bloß mehr davon. "Wie kann er nur?", rufen sie und er denkt sich: "ja, wie kann ich nur? Habe ich Gras nötig, um mich abzuspalten?" Wie traurig wäre es, wenn das wahr wäre, denn ich könnte sicher nichts Interessantereres teresses teresses teresses ohne Gras daraus machen, teresses, teresses...

24 Oktober 2015

24.10. Der dxm-Vogel fliegt und weich (Roger Willemsens Gesicht hier)

Teil 1. Jetzt.

Kaum geschlafen neben einem Jungen den ich nicht einschätzen kann, wo ich Fetsch so vermisse, den ganzen sonnigen Herbsttag Haschisch. Weimar hat eine ganz andere Aura als Erfurt. Mir ist lang nicht bewusst gewesen, wie sehr sich die Mentalitäten von Region zu Region unterscheiden. Erfurt ist vollgestopft mit Meth-Leichen, nuttigen Kindern und besorgten Bürgern. In Weimar ist alles viel sauberer, heller, geschmackvoller - auch wenn der Klassik-Hype nervt, tut er doch seine Wirkung, und die ist zumindest für einen von seinen Eigenschaften irritierten Touristen aus Erfurt wie mich erfrischend. Wie können die Leute aber so wenig Sicherheitsabstand wahren? Ich wurde lang nicht mehr so oft berührt. Ich habe Lust noch etwas weiter abzusteigen und verschreibe mir eine Packung Hustenstiller. Die beiden Apothekerinnen sind sehr misstrauisch, ich glaub ich lüge auch schlecht, aber sie können mir nichts beweisen, also verkaufen sie mir eine Packung. Dafür bekomme ich keine Taschentücher dazu. Ich fühle mich irgendwie ertappt. Ich denke an William S. Burroughs. Die Interview-Sammlung "Bericht aus dem Bunker" ist toll. Beeinflusst von seiner Aura sage ich mir, dass es wichtig ist, dass sich gerade die Unterschicht, zu der ich gehöre, mit Drogen die Perspektiven erweitert. Mein Interesse für Drogen kommt aus einem sehr einfachen, zähen Nihilismus. Natürlich ersetzen Drogen bestimmte zwischenmenschliche Erfahrungen. Der Herbst wird dunkler. Ich genieße es unwahrscheinlich, meine Aufzeichnungen zu lesen, die ich unter Drogeneinfluss zustande gebracht habe. Es ist wirklich verkehrt, dass man unter Cannabis-Einfluss notwendig Unsinn redet. Es ist wohl eher so, dass die Droge in einem sehr ausgemergelten Gehirn keine Wunder bewirken kann. Auf eine seltsame Art und Weise vertieft Gras, was du bist - und vorallem was du nicht bist. Man stelle sich einfach einen Idioten vor, dessen Kanäle weit geöffnet sind. Doch darum soll es heute gar nicht gehen, sondern um die Hustenstiller-Wirkung, die mit großem Abstand zum Seltsamsten gehört, was ich jemals erlebt habe. Die Wirkung ist immer so verschieden, dass man nie weiß, worauf man sich einlässt. Ich wüsste wirklich nicht, was ich gerade mit meinem Leben besseres anstellen könnte, als mit meinem Gehirn, und damit mit der Realität zu spielen. Ich würde mir gern eine spielerische Leichtigkeit im Umgang mit Drogen und Kunst erarbeiten. Noch bin ich etwas verkrampft, was auch daran liegt, dass ich an Worten hänge, hängen muss... außerdem ist es für mich immer noch ungewohnt, so derart intensiv und repetativ um mich und in mir selbst zu kreisen wie in diesem Blumen-"Projekt". Ständig frage ich nach dem "warum" und dem "für wen" und dem "wie genau"? Es gibt kaum ein soziales Umfeld, an das ich mich anpassen muss. Mittellos und ohne feste soziale Strukturen, bleibt dir nur noch, dich dem Organ zuzuwenden, das dir das alles eingebrockt hat: das gute alte Gehirn, das rot-pulsierend im Zentrum und im Hintergrund von allem ist, was du erlebst. "Im Leben geht es ausschließlich ums Gehirn.", hängt das Pathos wie an jedem anderen Tag im Zwischenraum meines Dahintreibens.

Ein Liter Grapefruitsaft zwischen 16 und 17 Uhr und 18.30Uhr die Packung auf leerem Magen gefrühstückt. Drogen sind auch Nahrungsmittel... gehört zumindest in Erfurt an die Häuserwände. Willst du in einer Gesellschaft leben, in der Meth nötig ist? Nein! Willst du in einer Gesellschaft leben, in der Gras die Grenzen zwischen dir und der Umwelt weichzeichnet? Vielleicht. Aber willst du in einer Welt leben, in der man dir erlaubt, dich mit DXM zu verändern? Du hässliches, schwitzendes, schwankendes Tier... ein gärendes Loch Zukunftsangst in deinem Magen. Ich versonderbare immer mehr... Schnell nochmal aufs Klo, bevor ich nicht mehr laufen kann.... Wäre ich berühmt, würde ich mir nicht so schäbig vorkommen... Vielleicht ist Ruhm eine Falle, in der das Ego stecken bleibt? Ich liebe Roger Willemsen. Mir ist so fade. Die Fadheit wird unter DXM richtig intensiv, bis man ausrutscht und neben sich steht. Das ist der Plan. Gewiss kein Vergnügen. Eine Reise an den dunklen Rand. Leichte Übelkeit und naja. Jetzt zu sterben wäre kein Witz. Ich hab das Bedürfnis in irgendeiner Sache komplett ernst zu sein, ich möchte dass man sich auf etwas verlassen kann. Ich möchte jemand sein und bin unter niemandem. Das ist die Fragezeichenblume, die im Tropfen eines traurigen, staubigen Liedes einen gequälten Gesichtsausdruck macht. Gegen die Fad/Übelkeit hilft vielleicht Hasch. Und mehr ist es auch nicht was ich mache... ich steuere irgendwo hin... Das ist mein Beruf... das Schleichen.... als Körper hin und her... Diese Selbsterkenntnis und das Fadheitsgefühl scheinen ein-und-das-selbe-zu-sein-ich-rauch-eine-haschpfeife-und-bin-nicht-cool-oder-kühn.

Wenn es dichter wird, muss die Musik heller. Wir wollen nicht abstürzen. Es geht darum, an irgendwas teil zu habne. Aber woran? An der Gesellschaft? An Musk? An den eigenen Sinnen? Woran möchtest du mit deinem Alltag teilhaben? Wo gehörst du hin? Ich gehöre nirgends hin, ich bin allein... also lass mich in meine Einsamkeit fallen, .... hier passiert so viel oder? Was fang ich mit diesem langsamen Körper an? Dafür ist die Übelkeit fort. Aber eine Erschöpfung macht sich breit, die alles in Wachs verwandelt... alle Probleme, die ich mit dem Konsum dieser Droge bereite, sind Wachs. Ich freue mich schon diesen Text zu lesen. Ich bin in einem viel klareren Zustand als Wachen und Schlafen. Oder? Überall kommt ein oder`ran....

jeder lebt für sich....Jeder lebt seinen Körper... Im Streit vergesen wir das... grinst die häässliche Sofaecke-.... Geld und eifersüchtig hässlicht sie uns zu ... und die Musik hat auch keine Lust, tut nur so als würde sie gern hier durchgehen und die Tickets abknipsen.... Wenn wir ein Lied hören, sind wir gezwungen, uns damit zu indentifizieren... vor diesem weichen Problem steht der zwiebelig-rauschende dxm-Konsument. Seht ihr wie ich fahre? Bester Satz des Abends... Seht ihr dass die Wirklichkeit nicht mit einem Film vergleichbar ist? John Lennon hat eine Bratwurst i der Hand, während er michz über die Streaße führt ... in gedanken.. nur kotzige Gedanken... die ich mir zurechtmache wie eine Frisur... um sie ins Licht zu stellen... ich glänze wie ein Zug ... ich möchte nicht mehr schreiben... die Steigerung ist unendlich knusprig.

Einfach mal nur so irgendwo herumbohren mit langem wabbrigem Finger. Die Euphorie presst die Worte und doe Wirklichkeit z7usammen.- Ich schließe die Augen und höre auf ein großer großer Schriftsteller zu sein, ich stlziere wie ein schöner Algerier in grauem Gewand +über den den sanften Park von Weimar, er ist nunmal sanft, er liegt mir sanft im Mund, alles liegt mir sanft im Mund, erstrahlt in einem schönen Licht. Ich fühle mich als wäre ich zu Besuch in einer Stadt die ich lang nimmer gesehene habe. Intereesssant dass maeine Finger wissen wo die Buchstaben sind.

Es sind nicht meine Buchstaben. Lohnt es sich, darauf herumzukauen? Ja...Viuelleicht gibt es hier nichts für mich zu tun. Ich schreibe seltsam langsam. Wie sieht mein GEischt aus? Ist es wichtig? Nein? Wenn ich an mein Geischt denike, während ich diesen Satz schreibe, wie ich so die Buchstzaben ansehe die ich drücke um Worte zu erzeugen, diesen Mechanismus ganz bewusst ausführen. Ich schreibe etwas. Andere arbeiten etwas. Ich tue nichts und existiere trotzdem-. Das ist die Nuss! Das absolute Zentrum meines Lebens,  verschwommen, was ist ein Gesicht? Was bedeutet ein Gesicht? Meine akustische Wahrnehmung scheint nur ein Kommentarauf etwas zu sein-. Mal sehen wie mein Gesicht mit Captain Beefheart assieht? (schreibend zu7 Frownland). Es ist wirklich existierende Musik. Ich werde niedergerissen... Ich hab Angst mich hässlich zu finden. Das wäre mal eine Aufgabe, dem nachzugehen. DXM macht total wach und offen und sauber und wirr... Cannabis öffnet die Kanäle, DXM ist so eine Art Politur. Auf jedenfall jemand anders ist man so im Gehirn zack lal lalala ... Es geht doch darum, die Sinne zurückzuerobern! Darum geht es bestimmt auch Roger Willemsen. Ihn zu treffen wäre so toll... Ich  möchte eine Bedeutung haben... Was wäre ich, würde ich nicht schreiben? Was hätte ich zu geben? Das Lied verklingt.... Ich weiß nicht ob ich verklingt geschrieben hätte, würde ich nicht in diesem Ambient hängen, und Pipilotti Rist singt "Wicked Game". IIst das vielleicht die Stelle, die ich Roger Willemsen zum ersten reinlesen empfehlen will? ich suche ein besseres wort für empfehlen: es klingt so, als würde ich etwas leisten. Roger Willemsen versteht mich bestimmt.. Dieses Buch dreht sich nur um die Frage, ob Roger Willemsen sich mit mir verstehen würde oder nicht. Das ist die Gürteltasche, die ich den ganzen Tag bei mir trage.... Wie muss ich sein um Anschluss an die Welt zu7 finden? Wie muss ich sein um etwas aus diesem Leben zu machen? Ich stolpere über das Echo, das die frage in mir hinterlässt und ich schaue in den Spiegel und finde mich und küsse mich und mir wird warm, ob es dem Leser nun auch warm wird, ich weiß es nicht. Ohne diese akustische/visuelle Umrahmung sind die Gedanken nicht zu verstehen. Die Musik drückt manchmal falsche Gefühle den Worten auf. Man kann über alles zu falscher Musik dazu schreiben. Der Gedanke ist wichtiger als der Satz. Jeder wartet auf seinen Durchbruch. Ich stehe nicht gern an. KAlle wollen sprudeln und ich will mich zurückziehen.... Willst du sprudeln oder willst du tropfen? ---Ganz einfache Frage, also bitte auch einfache Antwort. ...

Es ist schön sich hinzusetzen in die Verheißung, die Nick Cave mit All Tomorrows Parties aufmacht, die ich mir anhöre, wöhrend in der Stadt irgendwelche Kultur aufrechterhalten wird. Da gehöre ich vielleicht gar nicht dazu, ist ja auch nicht schlimm, schaut dich der S#nger krsiv an. - > Die Intensität dieser Gedanken kommt von den Drogen. Gute Ausrufezeichen ... zum Glück nur auf einer Bühne, nicht im realen Leben... um Himmelswillen, warum sollte man mit so einem Gehirn auf Arbeit gehen? Some Velvet Morning?Eine schwerem schwere Feder liegt hinter meinem Gesicht. Ich höre dem Lied einfach mal zu....

Drogen sind eine Antwort auf die Frage was ich mit meinem Leben mache. Obwohl ich in meinem Zimmer sitze, strahle, an die Leine des gleißenden Lichts gespannt, finden die Küchengeräusche hinter mir zwischen meinen Ohren statt. Dazu erzählt Kate Bush eine gruselige Geschichte über Kindesmissbrauch

Was gibt es noch interessantes zu tun?

Ist es gut, sich hier liegenzulassen?

Ich habe an der Welt teil, indem ich an der Musik teilhabe. Ich bin ein bewusstloser Einbrecher in meinem Leben. Oder ich mache mich dazu... Jeder fängt etwas anderes mit seinem Leben an... ich meine nicht Beruf...die Menschen sind verschieden... häää??? was ist denn das für eine langweilige Erkenntnis?`Sie babbert so schön, sie schlackt transparent hin und her ... Die Bewegung ist wichtiger als das Bewegte... Bekifft am Computer schreiben kann auswirkungen auf das denken haben oder? das ist die frage, während ich aussehe wie tom yorke und playback singe: david byrne dance with somebody. coverversion. oh. die leute sind so träge wie ich und die musik. ales schwabbert zusammen. musik kann die wirklichkeit ändern wie drogen. oder? ich weiß nicht was ich sagen will... lass mich fallen...
Was für eine Erkenntnis: es geht auch ohne Musik. Ich bin Musik-süchtig. Obwohl hier nichts läuft hab ich einen Helm mit schwerer Musik auf, ganz leise vom Nachbarn. Nichts tun müssen kommt dazu. Nirgends hinwollen noch obendrauf, weißte Bescheid? (Jetzt hätte ich gern, dass der Leser Haschisch in einer Pfeife raucht, damit es schön ordentlich kratzt. Und jetzt weiß ich auch, dass ich mit idesen Texten Geld verdienen kann... Als Bastler von metaphysischen Pausenbonbons für Kiffer oder? Es fühlt sich immer noch so an als hätte ich Kopfhörer auf, es gibt keine Projekte, keine Aufgabe für mich... Wie rette ich mich durch die Tage? Kein Wunder dass ich Drogen nehme.... Ich weiß nicht, was ich als nächstes tun sollte... Musik hören? Ein buntes Rad schlagen?

Wir brauchen Lob, damit wir uns überhaupt motivieren .... es ist so einfach...

DXM und G.R.a.s. lassen mich die selben fragen über mein weiches butterleben stellen wie sie meine eltern sich stellen...es ist schwarz-sinnvoll, diesen Gedanken nach unten zu folgen... immerhin ist das hier eine4 Exkursion... mit ganz viel Raum... und ganz kühl und steril,,,, keine Ahnung, ich bin halt genau der langweilige Junge mit dem Baumhaus aus Papier....

Ich befinde mich in einem extrem weichen, grellen, kribbeligen Unfall...


TEIL 2, eine Woche später.


Ich werde niemals richtig euphorisch sein oder?
Viel zu gelangweilt mit meinem kleinen Glück,
liebe ich es mich zu wiederholen
wie weiße Tauben und Parkbänke sich wiederholen.
Anhedonie.

Ich werde niemals richtig euphorisch sein oder?
Erst blüht man, dann verwelkt man, so einfach ist das.
Aber wer bist du, wenn du aufhörst, etwas für Andere zu tun?
Eingesperrt in diesen dürren Worten will ich kein Sänger sein.
Ich hau ab!

Ich werde niemals richtig euphorisch sein oder?
Singen macht keinen Sinn für mich,
wenn es mir so schwer fällt wie momentan.
Wenn mich ein Song nicht mitreißt, gehört er nicht zu mir.
Also mach fort!

22 Oktober 2015

Das Recht auf Rausch

Das Recht auf Rausch beruht auf dem Recht, sich kurzfristig und auch langfristig zu verändern. Wir wollen im Rausch jemand anderes sein als wir nüchtern sind. Wer den Zugang zu bestimmten Rauschzuständen erschwert oder verbietet, bewertet damit unsere Gehirn- und damit Lebensmöglichkeiten. Würden die Gesetzgeber die Wirkung von Gras am eigenen Leib erfahren haben, wären sie eher für eine Legalisierung.

Im Rausch entkoppelst du dich aus dem regulären Strom und denkst derart distanziert und überempfindlich über dein Leben nach. Hier darfst du Weichen stellen! Ich finde es gruselig, wie ich mir diese grauen Imperative zurufe... stechend graue Imperative....

Ich weiß nicht welchem Stil ich mich anpassen muss. Wer liest? Wer klopft an die Tür? Ich versacke. Oder befreie ich mich? Auch hierin bin ich, wie ich gerade herausgefunden habe, verskeptikt: ich weiß nicht, was grad mit mir passiert. Es gibt mich nicht objektiv. Das heißt: jedes Urteil über mich ist falsch, weil es nur aufgrund jener Beweise, die nicht objektiv sind, gefällt wurde. Also kann niemand wissen, ob das, was ich mit meinem Leben grad mache, für irgendetwas gut ist oder nicht... Jeder sollte das Recht haben, sich für ein paar Jahre in die Garage einzusperren und mit irgendetwas zu experimentieren: sei es Musik, sei es Drogen, sei es die große Weltliteratur. Es sollte eine Partei geben, die Klientelpolitik für experimentelle Künstler betreibt. Ich wünschte, ich würde von einem Ort träumen, an dem sich erstmal nichts rentieren muss, wo alles aufweicht und über die Tageskante suppt. Es gibt plötzlich keine Instanz mehr, die mir sagt, ob das, was ich tu, richtig ist. Ich könnte mich mit allem hier irren. Jeder wird was anderes sagen. Vielleicht ist in dem Wald, in dem ich mich gerade auf allen Vieren im Kreis drehe, nur ein großer Bär mit scharfen Zähnen, aber vielleicht ist er auch tot. Für diesen Satz schäme ich mich, aber ich schreibe ihn auf, eben weil ich von mir wegkommen will, also muss ich akzeptieren in meinem Cockpit was mich ekelt. Hauptsache ich fliege in einen Turm hinein....

Mit meiner Müdigkeit möchte ich das erreichen, was die RAF leider nicht geschafft hat.

Asoziale! Macht Euch bloß nicht von Kommunikationstechnik abhängig! Ich sehe wie sie die Angeln auswerfen und Ihr anbeißt. Seht nur, mich haben sie auch. Alles was ich schreibe, befindet sich auf meinem PC und im Internet, mit einem Virus könnte man gezielt meinen Rechner und mein Lebenswerk ausknipsen. Zum Glück ist gerade das Internet abgestellt, während ich das schreibe.

Von sich loskommen wollen... ob das so eine gute Idee ist?

21 Oktober 2015

22.10. Erfurter Herbst

Haschisch macht nur Sinn, wenn man die Dosis immer mehr steigert. Vielleicht macht ja alles nur Sinn, wenn man es immerzu übertreibt. Wenn man arbeitslos ist wie ich, kann man sich endlich mal ausgiebig mit seinem Körper, besonders seinem Bewusstsein beschäftigen. Hier unten gibt es so viel zu erfahren, es wird dich wirklich verändern. Also, wenn du unzufrieden mit deinem Leben bist, bleib stehen, schließ dich ein paar Jahre irgendwo ein, nimm Drogen, mach Musik und Liebe und bunte Fensterbildchen, feiere mit deinen Freunden das sinnlos-kuschelige Leben. Die Möglichkeit ist gegeben und du tust es nicht. Es hat Gründe, warum du es nicht tust. Mehr will ich in diesem ersten Absatz glaub ich gar nicht sagen. ;-)

Ich habe mich heute den ganzen Tag mit Politik und der Stimmung auf der Straße befasst. Es ist wirklich dunkler geworden, die Frustrierten und Nutzlosen sind irgendwie stolz auf ihr materielles Elend, wo sie doch Deutsche sind und eben ein Anrecht darauf haben, dass es innerhalb der nationalen Grenze noch Leute gibt, die schlimmer dran sind, auf deren Rücken sich der eigene Jammer viel besser rüberbringen lässt... Das Volk erhebt sich - und im Schatten sitzen wir Bleichgesichter und warten, bis es brennt, um dann zu weinen. Aber ich hoffe so sehr, dass sich die Stimmung nicht ernsthaft radikalisiert. Wollen wir uns enthalten? Oder wenigstens mit unserer Unruhe, Langsamkeit, Schwerfälligkeit, Skepsis und Schlaflosigkeit im Weg stehen? Applaus!!

Jeder will irgendwo dazugehören, sagt mein Therapeut, als ich mich nervös-zuckend in der Zukunft verklemmt habe. Kann man denn nicht auch ganz entspannt vor sich hin leben, wenn man nirgends dazugehört? Der Kapitalismus schafft kein Gemeinschafts- und Sinngefühl mehr. Es gibt zu viel Elend, den er angerichtet hat und ja immer noch fleißig anrichtet. Ich bin sanfter geworden mit meinem Ärger, ich ahne wie der Einfluss der Religionen und völkischen Bewegungen steil ansteigen wird - dann werden sich hoffentlich die Künstler erheben! Die meisten Leute im Bürgertum sind nicht durch die Schule Nietzsches gegangen - oh ich wünschte mir eine leidenschaftliche Nietzsche-Renaissance in Deutschland. (Der vielleicht patriotischste Satz, den ich jemals schreiben werde.)

Die Leute haben kaum echte Perspektiven. Ist das denn nicht großartig?

Nun, die Leute können nicht mehr ihre Sehnsucht über ihren Alltag hinaus werfen. Es sind wirklich kleingeistige Menschen, die in kleinen Schachteln denken. Es reicht ihnen ein einfaches Weltbild, um so glücklich zu sein wie sie wollen. Ach, aber sie wollen ja leider so schrecklich wenig. Das wäre mein Hauptanklagepunkt gegen die Konservativen: sie engen mit ihrem Horizont den Horizont der Anderen ein. Wenn du beim Lesen gerade Durst empfindest, hast du den Text so wie ich verstanden. - Die Konservativen definieren eine Art von Glück (welches z.B. entstehen kann - nicht muss-, wenn man eine Familie hat und arbeitet und eventuell einer bestimmten Religion anhängt) als das Höchstmaß an Glück, das man sich leisten darf. Deshalb ist es wichtig, nicht mit sachlichen Argumenten, sondern mit Emotionen, Fragezeichen, Interjektionen, Orgasmen zu reagieren auf die Propaganda der Gestrigen und Vorgestrigen. (Was die Propaganda der Zukünftigen betrifft, nun, da erlaube ich mir einfach nur noch aufgesetzt müde-spöttisch zu grinsen.).

Wer kümmert sich also um all die Elenden, Nutzlosen, Zukunftslosen? All die von der Großen Maschine zu Gespenstern ausgemergelte, suchtkranke Subjekte, von Medikamenten und schlechtem Fraß und einer neoliberalen Metaphernwelt im Hirn auf das Mindestmaß heruntergewirtschaftet. Man muss sie von Grund auf neu bilden. Wie man Flüchtlingen aus islamischen Ländern atheistisch, humanistisch erziehen muss. Ebenso die Deutschen, die noch niemals ein Wir gefunden haben - und mit etwas Glück werden sie es auch niemals finden. Ich sehe - da Religionen und Wirtschaftssysteme und Staatsideologien nun wirklich nicht mehr in Frage kommen für die aufgeklärte, humanistisch erzogene, europäische Generation XYZ, wie auch immer... ich sehe nun die Kunst in der Pflicht, den Menschen eine Identität zu geben. Wie schön wäre es, wenn Deutschland kultivierter wäre. Das wichtigste wird sein, den Menschen den Müßiggang, die Langeweile, die Entsagung schmackhaft zu machen, eine große Diät: wir müssen anfangen, Arbeitslosigkeit zu organisieren. Die Gesellschaft muss auch funktionieren, wenn die meisten sich nicht mehr in die Gemeinschaft einbringen. Die Unterschicht- und vorallem die Mittelschicht.Menschen haben Angst vor ihrer Individualität. Sie sind zu unkultiviert, um sich selbst auszuhalten. Wenn die Menschen aus einem Jahrzehnte-währenden Arbeits- und Konsumrausch sich herausbewegen, so müssen abgefangen werden. Ich möchte mich dafür stark machen, dass man sich viel mehr an Kunst, an Literatur und Meditation und Gartenarbeit orientiert. Wenn wir nicht wollen, dass die Gesellschaft in Glaubenschaos zerfällt, die Extreme sich radikalisieren, müssen die Künstler den menschen zeigen, wie man ohne Zugehörigkeit, ohne Aufgabe sich ein schönes Leben machen kann. Es müsste dafür mindestens so viele verschiedene Ansätze geben wie es verschiedene Bücher gibt.

Mittels der Wissenschaft hat die Menschheit die Religionen besiegt. Der Zusammenbruch des Kapitalismus wird die Religionen wieder hervorholen. Floh man anfangs aus Mangel an Wissen in die Religionen, wird man nun in wirtschaftlichen Krisen in sie fliehen aus Angst vor Arbeitslosigkeit, also: aus Mangel an Kultur, aus Unfähigkeit, allein zu sein. Schade, dass die heute einflussreichen Philosophen lieber über Vernunft und Ökologie und Wirtschaft reden und kaum oder gar nicht über Existentialismus, Ästhetik und Selbstmord. Allein die Unfähigkeit der Menschen, sich für experimentelle Musik zu begeistern, demonstriert ihre Verfahrenheit, Sterilität, Abgestumpftheit. Die wirklich alternativen Strukturen müssen sich vernetzen und ihren bunten, maßlosen Nihilismus in den Straßen verbreiten, damit sich alle darin verfangen, die noch irgendwie sensibel und skeptisch geblieben sind oder zumindest so zerrüttet, dass sie es auch mit unserer Religion der Leere, der Aussetzer, der Zerrissenheit, des Herbstes, der Verlassenheit, Gottlosigkeit, Faulheit, Liebessüchtigkeit, Rauschsüchtigkeit. Ich ziehe vorerst meinen Hut vor Euch, die Ihr irgendwo steckt. Ich entlasse Euch mit einer Idee: eine gut organisierte, heitere Bewegung einen radikalen Skeptizismus, militanter Müßiggang, die ewigen Gärtner und Flötenspieler und Panzerknacker und Waldelfen, mit einem lockeren Draht zu jedem Gott, jeder Einsicht, jeder Vorstellung von einem schönen Leben. Vielleicht wäre es auch einfach an der Zeit, der Erde weiter Folgen des Versuchs Mensch zu ersparen. Die dummen, ekelhaften Menschen müssen sich immerzu fortpflanzen. Das ist das große Elend. Man muss ihnen ihre Sexualität nehmen, und sie werden ruhiger. Die ewige Flucht nach vorn, in einen Begriff, einen Beruf, einen Flüchtling oder einfach nur in eine Frau wird aufhören. Er wird sich endlich wieder seinem Schrebergarten zuwenden, und wenn jemand anders in der Gartenanlage zu laute Musik hört, wird er sich in aller Ruhe mit ihm betrinken und sich von früher erzählen, während sie sich die Sterne anschauen. Und vielleicht schauen sie sich sogar in die Augen und stellen fest, dass da eine homosexuelle Seite in ihnen ist, die aufblühen will. Wohlan! Macht alles was Euch Spaß macht. Aber besucht auch weiterhin meinen Blog. :-)

(Null Null Null)

Ein junger Mann, der sich gut mit dem Kapitalismus auskennt, betritt die Arztpraxis und ruft wie ein edler Ritter empört aus, während er in Zeitlupe zu Boden stolpert: "Flausch! Flausch und Pflausch! Wer hat denn diesen Flaupapautsch hier überall aufgehangen?" und er kommt nochmal zur Tür rein und sagt selbstbewusst offen lächelnd, oh: "Ja, wer hat denn hier den Flaumenpflausch aufgehangen?" und hält verständnisvoll grinsend seinen Daumen in die Kamera. Wie konnte das nur passieren? Ist das hier der Rand des Tages, Mami?

15 Oktober 2015

Die Mausefalle

Allem überdrüssig, hänge ich Butandiol in den Garten der Abtrünnigen. 

Eingeklemmt in einer Welt, in der jeder in der näheren Umgebung sich eine Meinung von mir bildet, sich vorstellt wie es wäre mich zu küssen oder mit mir wenigstens irgendwo hinzugehen, werde ich entweder abgenickt oder abgeschüttelt. Ich möchte nichts mit den Bewegungen und Geräuschen zu tun haben, die meinem Körper einfallen. Das kann nur bedeuten, dass das ICH bestrebt ist, vom Körper und seinen Hintergründen loszukommen. Steigerung: in unseren Knochen wohnt ein Mörder und unser Musikgeschmack entscheidet, wen wir abschaffen: unseren Körper, unseren Geist, oder den Geist oder Körper eines Anderen. Sobald wir es uns in echter Arbeitslosigkeit, in echter Einsamkeit gemütlich gemacht hat, bleibt dem Ich nichts anderes übrig, als sich zu entblößen als das schwarze, klebrige, zersetzende Prinzip, welches in unserer Fülle waltet und sich, falls die Außenwelt von allen Gelegenheiten befreit ist, nur gegen sich selbst richten kann. Schreibend zeige ich mit meinem letzten Finger auf die Maschine, die mich vollständig verstümmeln wird.
Das ist der Anspruch, den ich meinem Delirium verordne: mein Leben muss mehr bedeuten als das Leben der Anderen, ich muss tiefer gelangen als sie, ich muss an den Untergrund, den Hintergrund, ins Kellergeschoss, ins Fundament des Lebens kommen, das ist der Anspruch, den ich meinem Delirium verordne: ich möchte zurückschauen und sagen: ich war nicht Sklave meiner Sprache, nicht Sklave meiner Möglichkeiten. Nur von meinen Träumen werde ich mich in Ketten legen, nur von meiner Liebe zum Kauderwelsch werde ich mich knechten, nur von meiner Heiterkeit zum Unsinn werde ich mich verurteilen lassen. Das ist die Hoffnung, die ich meinem Dahängen verordne. Gib mir etwas in die Hand und ich zerpflücke es dir, damit du mir mit großen, roten, neugierigen Augen in meine großen, blauen, neugierigen Augen schaust und vielleicht mich küsst aus meiner mitteldeutschen Starre. "Ein so ruhiges Gesicht muss doch etwas verbergen!", brüllen bunte Vögel von den schwarzen Bäumen unserer Langeweile - das ist die Hoffnung, die ich meinem Dahängen verordne.
Tausende Stimmen kommen zum Leuchten, während die Musik am sich zur Ruh' legenden Tag vorbeiregnet. Munter wird die Musik geohrfeigt, nein, sie ohrfeigt mich in greller, ausufernder Munterkeit. Es gibt ein strahlendes Zentrum meines Lebens. Wie sollte man auch in Vorwärtsbewegungen ein Zentrum finden? Wenn man Cannabis nicht steigert, tut man der Pflanze und dem eigenen Körper Unrecht. Ein graues, mitteleuropäisches Hakuna Matata. Es tat weh, als die Anderen flüchteten....
Die zentrale Frage der Woche: Wer ist man, wenn man übersensibel ist? Wer, wenn man zu empfindlich ist, um an einem konsistenten Ich sich zu klammern? Ich als Autor habe nun also die Aufgabe, meine Zügel loszulassen und aufzuhören, eine Persönlichkeit zu sein.
Manchmal ist ein schlechter Film gut geeignet, an ihm vorbeizudenken. Ihn benutzen, um sich zu verwirren zwischen dem, was man sieht und dem, was man sich denkt. Einübung in die ultimative Distanz. Ich liebe meinen Schlagwort-Müsli.
Theater soll den theatralischen Charakter des Daseins betonen, Musik den musikalischen, Sprache den geordneten, Angst den unberechenbaren Charakter des Daseins.
Wenn Zeit eine Illusion des Gehirns ist, kann man versuchen, das Gehirn derart umschalten, dass man jenseits ihres Hinabströmens in der Ewigkeit des Moments verharren kann, also dass wir mit unserem Gehirn bestimmte Areale des Gehirns abschalten, um in die Ewigkeit eines Moments zu kommen. Elegante Langsamkeit, elegante Nervosität, elegante Aussetzer.

11 Oktober 2015

12.10. - Ein sanfter Knick

I
Ein sanfter Knick.

Die Gleichgültigkeit, die Demotivation ist keine unerwünschte Nebenwirkung. Es geht ja um das Recht, Brüche zu machen, das Recht auf den Boden zu spucken, das Recht sich herauszunehmen aus dieser Parallelwelt, die diese Wirtschaftsordnung erschafft.

Wenn die Leute warnen: "Gras bringt dich auf die schiefe Spur.", kann ich nur werben: "Gras bringt dich auf die schiefe Spur!" - Es ist durchaus richtig und wünschenswert, auf die schiefe Spur zu kommen. Es ist völlig ok, wenn deine Noten schlechter werden. Wenn du dich für immer weniger interessierst: so gelangst du zum Wesentlichen, und erst von dort aus kannst du dich zu dir selbst aufraffen. Und wenn du nur noch im Rausch funktionierst, dann ist das kein Grund zur Besorgnis. Du bist zu einem komischen Schamanen geworden und beginnst gleich allen komischen Schamanen zu denen zu reden, die wie du berauscht sind.

"Ich weiß nicht, wie du dir das alles vorstellst!", zittert meine Mutter mit bösem Blick. "Ich stell es mir einfach nicht vor...", gähne ich und freu mich darauf, dass Schildi dann noch kommt. Er ist ein großartiges Ruhekissen im Zentrum dieses Herbstes. Die Idee vom Recht auf Rausch ist sehr subversiv, das mag ich. Was bedeutet es für den Staat, wenn dem Menschen überlassen bleibt, wann sie von einem Bewusstseinszustand in den anderen wechseln. Es ist völlig ok, wenn du weniger leisten kannst... Komm einfach zur Ruhe, zieh dich aus dem Zeitstrom heraus, in dem all diese kalten Begriffe und Ideale dich durch die Wassermühlen der staatlichen Institutionen jagen. Verneige dich und tritt beiseite, nimm die Kopfhörer ab, unter denen du bisher an der Wirklichkeit teilgenommen hast, setz dir eine Sonnenbrille auf und schau den Menschen bei der Arbeit zu, entspanne deinen Körper, besonders dein Gehirn. Niemand ist auf dich angewiesen! Lehn dich zurück, erfülle dich mit der Brutalität einer kosmischen Sanftheit, am warmen, elektrisch geladenen Rand des Körpers angekommen. Der Text schwebt über dem Nichts, da ich ihn noch nicht gespeichert habe. Vielleicht fliegt der Computer gleich wieder aus.

Ich bin so sehr mit meinem Computer, meinem Handy und dem in ihnen flirrenden Geist, dem Internet verbunden, dass sich mein Bewusstsein langsam an die Struktur dieser Technik anpasst. Und genau das ist es, was die Mächtigen wollen. Die Religionen haben versagt, kein Weltbild hat sich als vollkommen erwiesen. Um die Masse zu kontrollieren, hat man nun das Internet und die Technik zur Verfügung. Bald wird das Internet für alle Menschen lebensnotwendig - bald verschwindet die Menschheit aus dem Staat und transferiert sich in die Technik, die viel besser auszuführen und zu kontrollieren ist als staatliche Gesetze. Man muss die technische Entwicklung sofort aussetzen und sich ein paar machtgeile Philosophen zu Rate ziehen, die über das Wohin reden. Die Europäischen Werte haben ihren Reiz verloren, als die Mächtigen auf sie getreten sind. Uns blassen Kindern dieses neuen Jahrtausends bleibt nichts anders übrig, als dieses ultrakapitalistische Elternhaus zu verlassen. Indem wir im Garten liegen, Haschisch rauchen und in den Himmel starren, verlieren wir unser Gesicht und unsere Bestimmung. Wir haben uns herausgerissen! Jetzt erscheint das Leben wie ein echter Raum, ein echtes Außerhalb. Es hängt so schön schief, das kann nicht falsch sein. Plötzlich die helle, warme Vision: die Lust am Nichtstun, an der Enthaltung, dem Rausch wach und lebendig halten mit meinem Schreiben, Vorurteile und Ideologie abbauen mit warmem, gemütlichem Chaos oder kalten, scharfen Aussagesätzen, der Lust an langsamer Bewegung, als sollte die Musik das Leben umtapezieren, allem eine neue Richtung geben. Ein sanfter Knick.


II
Volle, dichte, klare Musik
schäumend, golden, flimmernd
ein schaufelnder, rumpelnder Beat
ein stechender, brodelnder Bass
warme, gemütliche Bläser
schwankend-schummrige Bläser
lächerlich klagende Streicher
versöhnlich strenge Streicher

und leg dich zur Ruhe
und morgen wieder im Stechschritt
und pflücke dir ein blaues Herz
und einschneidende Entspannung

und der Zug fährt wie ein riesiges Kopfkissen in die Bahnhofshalle
und wie Läuse springen die Leute durch die ganze Wohnung
auf der Suche nach Kontakten und Vergesslichkeit

das Koffein möchte meine Metaphern hart
das Gras möchte meine Metaphern weich
die Verliebtheit möchte meine Metaphern blumig
die Erschöpfung will meine Metaphern bordsteinern
die Musik möchte meine Metapern geschwiegen
die Sprache möchte meine Metaphern geschrien
die Kritiker möchten meine Metaphern wie nochmal?
die Leser möchten auch noch was für ihr Geld...
deshalb ist es mir unmöglich, mich frei zu fühlen. Ihr könnt von einem Menschen, der frei sein darf, nicht erwarten, dass er mit euch kommunizieren kann. Die Zwänge, die wir den Menschen auferlegen, sollen davon ablenken, dass wir sie nicht erreichen können - und in den allermeisten Fällen müssen wir die anderen Menschen auch nicht erreichen. Wir können Netzwerke bilden, wo es sinnvoll ist, müssen uns aber nicht zu einer Einheit, einer Wesenheit vernetzen. Deswegen sehe ich es nicht ein, hier so zu tun als wäre ich ein guter, lesenswerter Schriftsteller... Was hab ich mit Eurem Gut, Euren Werten zu schaffen? Vielleicht sollte ich einfach in See stechen... aus Mangel an einem noch viel geeigneterem Auge. Oder ihr lasst mich einfach mit dem weitermachen, was ich tue, ohne es zu hinterfragen. Erst dann kann ich aufhören, es zu hinterfragen, erst dann komm ich voran. Ich scheitere an meinem Bewusstsein, während des Schreibens indirekt beobachtet zu werden. Wer ist das, der dies gerade liest. Was hat er mit mir zu schaffen? - Ich stehe also immer noch bei einer der ersten Fragen: an wen kann ich mich wenden? Habe ich überhaupt die Mittel, um gehört zu werden? Ähmn... und was hab ich gleich zu sagen? Ist es denn mehr als ein: "Liebe Mitmenschen, hiermit stellt dieser Organismus seine Ego-Funktion ein. Hiermit weigere ich mich, meinen Charakter auszuspielen, ich weigere mich mein Leben in jener Rolle zu führen, in die ihr mich lenktet und bewahrt. Niemand kann verhindern, dass er Andere idealisiert, berechnet, typisiert. Es ist ein automatischer Kategorisierungs-Vorgang. So wird eine Ordnung der Welt erdichtet. Niemand ist gezwungen, diese Ordnung des Bewusstseins zu akzeptieren. Es geht schlicht und ergreifend darum, den Wahnsinn, die Kopflosigkeit, die Weltenthobenheit, die Hängematte als echte, lebenswerte Alternative zu erkennen. Eine radikale Verwirklichung des sanften Knicks.

III
Ich ermurkse.

Je fester sich die Schlinge zieht, desto näher rückt die Hohlheit meiner Aufgewühltheit an die Wahrheit ran. Ich muss meinen Beruf endlich ernst genug nehmen, dass ich mich motivieren kann, jeden Tag produktiv zu sein und nicht nur in die vakuumne Phantasiewelt, die ich anpreise, zu versinken. Vielleicht bin ich tatsächlich eine Art Journalist, mit einem viel zu heißen Kopf, viel zu ausgetrockneten Lungen, unfähig den Drahtseilakt meines Körpers zu tragen. In einer munteren Stunde ist alles geordnet, dann habe ich eine Bibel über den eingezäunten, an sanften Fieberträumen hängenden Garten in meinem Gehirn geschrieben. Man kann sich schreibend zersetzen, und schreibend ordnen. Ich tat erst das eine und stehe nun vor dem zweiten: aber warum soll ich etwas ordnen, das ich durcheinandergebracht habe, um von mir los zu kommen? Diese düsteren Fragen schmelzen träge an mir vorbei, ich werde nach Beendigung dieses Satzes einen intensiven violetten Film suchen, den ich abspielen kann, irgendetwas was zu Residentsalbum "Tunes Of Two Cities" passt.


10 Oktober 2015

10.10. - Also zögerte Zarathustra


Die letzten Wochen habe ich verschlafen. Ich habe gutes Haschisch aus Weimar von meinem alten Literaturprofessor, mit dem ich fast jede Woche rauche und durch die Stadt laufe und vorallem Krach mache. FreeJazz ist so ein schöner Butterklecks in meinem Mund.

Du hast den Sinn deines Lebens gefunden, wenn du dir wünschst, dass das Lied, was man auf deiner Beerdigung von LP abspielt, einen Sprung hat und der Trauergemeinschaft ein Gefühl größten Unbehagens spendiert. Ist dein Leben denn viel mehr als eine verkratzte Schallplatte auf deiner Beerdigung?

Diese unheimliche Gewissheit, dass alles so wird, wie ich es mir denke. Ich muss extrem langsam und vorsichtig mit meinem Potential umgehen, ich muss langsam und stabil in die Welt hineinwachsen, die sich langsam für mich ergibt. Ich durchdringe den Acker des Zukünftigen mit meiner Blauäugigkeit als suchte ich im Universum einen Planeten, der mein geistiges Abstürzen abfangen kann, während ich fast wie nebenher an den Rand meines Körpers stürze. Ein Schritt weiter: Selbsterkenntnis führt zu Psychosen. Deshalb wird sowas ja niemandem empfohlen. Eine gesellschaftliche Rolle abarbeiten ist fulminant verschieden von Selbsterkenntnis. Je unsicherer, je tollpatschiger, je intuitiver, je paranoider eine Handlung ausgeführt wird, desto direkter läuft man auf die Geisterstadt der Selbsterkenntnis zu.

Jenseits des alltäglichen Tätigkeits-Rausches gelangst du über einen wackligen Korridor in verschieden ausgepolsterte, total gemütliche kleine Zimmer, in denen du alles findest, was du zum Glücklichsein brauchst. Dein Denken und dein Körpergefühl müssen sich verändern, damit du diese schönen, reichen, vollständig zu deinem Leben gehörenden Dinge als solche wahrnehmen und schätzen kannst.

Im Blubbrigen lese ich wieder vermehrt Texte von Nietzsche, und verstehe ihn noch viel leichter, intuitiver. Das Gelesene hat ein paar Jahre gebraucht, via Selbstgesprächen in mein Wesen zu wandern. Ich bin definitiv verwandelt. Je mehr ich mir eine Funktion in der Literaturgeschichte wünsche oder wenigstens in meinem Freundeskreis, desto weniger Substanz fühle ich in allem, was ich sein könnte. Es bedarf eines harten Urteils - und das kann ich nicht sprechen, ich reflektiere nur und entscheide nicht. Dieser bunte, wirre Wortteppich ist nur die Manifestation meines Wunsches, alle lebenswichtigen Entscheidungen aufzuschieben.

Es ist kaum zu ermessen, wie frei jeder Einzelne tatsächlich ist. Lassen wir uns von dem Schatten, den der Determinismus in unserem Denken hinterlassen hat, nicht entmutigen, denn wir können niemals wissen, was geschehen wird. Nun, ok, ich weiß nicht, ob das tatsächlich ein Trost ist. Aber was hindert dich denn, in eine andere Richtung zu gehen? Gewiss die Tatsache, dass du dich gar nicht bewegst, du steckst fest - wenn du bestimmte Dinge nicht veränderst, kannst du dich nicht verändern. Befreie dich von aller Routine, und du findest dich auf einem vollgerümpeltem Hinterhof wieder, aus dem Radio kommt düstere Jazzmusik und es regnet vielleicht gleich. Jetzt hockst du noch vor diesen Zeilen, zu unfähig, dir einzugestehen, dass du für immer hier feststecken wirst. Aber Stillstand ist eine ebenso deutliche, wenn nicht die deutlichste Bewegung. Im Stillstand reift die Idee der Bewegung. Du benutzt die Idee des Determinismus, um dich guten Gewissens zurückzulehnen und ein paar gute Zeichen überzuinterpretieren, damit du dir sagen kannst, dass sich alles scheinbar auf magische Weise von selbst ergibt. Wenn dich nicht bald ein Wahnsinn packt oder jemand Süßes dich beißt, wirst du immer in diesen gemütlichen Zimmern hinter den Tagen herumlungern und dich fragen, wann es soweit ist, dass....Ja, was eigentlich....

05 Oktober 2015

Bartók im Keller des Hotel Harakiri

http://www.hotelharakiri.de/4-etage/kellergang/

Sie befinden sich gerade im Keller des Hotels. Es ist Montag, der 5. Oktober Zwanzigfünfzehn. Ich bin Demien Bartók, ich stelle mich nicht gern vor. Ich führe gerade Wartungsarbeiten an dieser Maschine durch, die Sie hinter mir vielleicht sehen. Es ist eine Assoziationsmaschine, die diesen schwülen Dunst erzeugt, in dem Sie sich gerade befinden. Er wird immer dichter, aber bitte schauen Sie sich nicht um, ohne mich zu kennen, ich richte mich gerade erst ein.

Darf ich Euch das kleine Ihr anbieten?
Ihr könnt euch auch zu mir setzen...

Seht ihr wie ich versuche, freundschaftlich  zu sein, damit ihr es mit mir aushaltet? Ihr werdet nicht enttäuscht sein, ich mag es, wie ich hier herumstehe und darauf warte, bis mich jemand anspricht.

Ausgerechnet zum 25. Tag der Deutschen Einheit fängt meine Arbeit offiziell an. Der Direktor ist ein launiger Strauß, ich entdecke meine schüchterne, demütige Seite, wenn ich mit ihm koche.

Ich bin ein Plüschelefant in einem Porzellanladen, gefüllt mit Dynamit, aber keiner Schnur zum Anzünden, dafür mit Fernzünder, der aber nicht funktioniert, bis jemand kommt und ihn repariert, aber er kommt nicht und dort wo er jetzt ist, kann er ihn nicht reparieren. Ich wäre gern so lustig wie Herr Veith. Dieser drollige, kindliche Herr Veith! Er hat keine Probleme damit, wenn man das über ihn schreibt. Ich weiß nicht wie er grad beim Lesen schaut... Ha! Jetzt haben Sie mich erwischt, wie ich Sie persönlich anspreche. Was schreibe ich hier überhaupt?

Seit ich durch meine Arbeit hier wieder vermehrt unter Menschen muss, frage ich mich. inwieweit andere Menschen auf mich abfärben? Das ist die Frage, die kalt in der Ecke steht und den Kopf leicht neigt und guckt. Zusammenhangloses Assoziieren, das Freiwerden der Struktur, das ist also die Maschine, die Sie hinter mir sehen.
Willkommen bei Hotel Harakiri! Hier findet Metaphysik nicht nur auf dem Dach, sondern auch im Keller statt.

War das zu plump? Zu aufgesetzt? Ich möchte absolut unsicher in allem werden, davongleiten in einen schönen Garten, nicht schreiben und an einer Zukunft basteln. Warum Projekte machen, wenn man auch lesen (keine lineare Handlung, kein fester Stil, keine Richtung) und spazieren gehen kann (in keine Richtung, keine Handlung, kein Stil), mit seinen Freunden das ganze Leben lang Musik machen kann oder Leuten, die man nicht kennt, Texte vorlesen kann über eben diese Zwischenwelt, in der man höchstens eben dies tut.

Ich habe nur mich und jetzt zu geben. Ideal wäre ja, die Welt noch mit anderen Augen und Ohren wahrnehmen zu können: Grundlage jeder guten Beziehung. Inklammern: mir wäre ein Mensch wirklich genug.

Was bewirkt es, wenn ich weiter an dieser Maschine hier arbeite? Ich stelle gerade fest, wie furchtbar das ist, dass ich nie wissen kann, was Andere von mir erwarten, was sie befürchten. Ob sie mich nur dulden. 

Ich sitze endlich wieder daheim, hätte Schildi mich nicht vom Bahnhof abgeholt wäre ich nicht so schnell hier angekommen. Ein grüner Tee. Sehr intensiv, man entdeckt den Ästhet im Herzinneren. Man trägt hart an der Unfähigkeit, die Worte mit der Musik zusammenzubringen.

Im Zug fragt, als er den dicken Cioran-Band sieht, der Soldat gegenüber was das für ein Schinke is. Ich wäre gern in einer Wirklichkeit, in der ich schreibe, dass ich ihm eine fette, gelbliche Eloquenz reingewürgt habe.

"Cioran ist ein Kochbuch, ich lese dir etwas daraus vor. Deine Tage sind weiche, gemütliche Zimmer. Du bist ein kerniger Held, über den Bücher zu schreiben sich lohnen zu schreiben zu lohnen zu schrei-hehei-schreiben. Ich hab jetzt echt mal einen Wurfhammer!!! gemacht. Schüttelste mir die Hand? Na gut, jetzt aber ein richtiges Zitat von Tschoran.

Was mit der Außenwelt anfangen, wenn man sich nur noch mit sich selbst beschäftigen kann? An wen sich wenden, wenn man sich entdeckt und begriffen hat?   Ich bin völlig außer mir, seht ihr das? Ich begehe keine Karriere, ich leiste nichts, ich höre auf, zur Menschheit zu gehören, ich bin ein Aussätziger, weil ich nicht weitermache mit dem, was ich bisher getan habe. 

Wahrnehmung ist angenehm gefährlich instabil. Man könnte weitergelangen, wenn man das bisherige Zentrum verlässt und nicht mehr sagt: ich nehme wahr, sondern "da ist Wahrnehmung, dass". Nicht ich sehe den Apfel, sondern der Apfel ist da. Und es sind auch diese Finger hier da, und es sind bestimmte Gefühle und Gedanken da... Es gibt keine Innenwelt, alles ist Außenwelt. Auf diesen Wahnsinn haben sich auf metaphysische Entgrenzungen hoffend Augen und Gehirn und Bauch und Beine ausgerichtet. Damit kann man etwas machen. Es gibt Gründe, warum man bestimmte Dinge nicht tut. Wenn du einen Schritt zurückgehst, verändern sich die Gründe oder sie verschwinden.

Ich habe Lust, Aufgaben kaputt zu machen, seltsame Knoten in Missionen zu knüpfen, zu der mich niemand beauftragt hat. Alles was ich schreibe kommt aus diesem diffusen Herzschmerz. Ich möchte noch ein bisschen auf dieser Verliebtheitswelle gleiten, bevor alles zusammenbricht. Deshalb werde ich diese Dinge für mich behalten. 

Ich sollte lieber über die mittelmäßigen Sachen schreiben, um die Möglichkeiten  der richtig guten und schlechten Sachen nicht voreilig und völlig ohne Verve und Absicht zu verheizen und so zu verhindern, dass sie sich verfestigen, vertiefen, sich differenzieren können...

Schreiben bedeutet: Gedanken ersticken.

"Bloß nicht gleich alles aufschreiben", sagt der deplatzierte Schelm in der Mitte dieses Textes.

Wie furchtbar, meine Mitbewohner hören mich tippen und Chips benaschen, ... habe ich etwas von ihnen hier? Habe ich aus Versehen den guten Löffel von der Tante in meinem Nachtkaffee? Jemand scheint von unten zu klopfen. Diesen Worten kann es nichts anhaben, nur mir.

Gerade könnte ich über nichts schreiben als meinen Liebeskummer. Ich muss einfach hoffen, dass es gut ausgeht oder ich zumindest nicht _-_-_-_- und schon hab ich keine Lust mehr zu schreiben, vielleicht ist es besser du gehst.... (So einen schaurigen Satz habe ich noch nie ausgesprochen, oh ich bin so jung, Element Of Crime machen guten Studentenschlager, leider zu sehr verwässert von langweiligen Zwischenmenschlichkeiten. Haben wir nicht alle mittlerweile verstanden was Sven für ein Typ ist? Wem muss er sich noch beweisen? Sie hätten viel weniger in Erscheinung treten sollen und den rührseligen, schnoddrigen Romantikquatsch abkürzen sollen.
Niemand will mit dir kuscheln, Sven. Das wäre doch mal ein guter Titel für eine Platte. Mit einem schadenfrohen Ausrufezeichen dahinter. Aber vielleicht hat dieses Behaglichkeits-Gedudel für ein paar nette Leute ein paar beruhigende Berührungen übrig. Zu wünschen wäre es ihnen ... und uns allen. Ich würde gern in meinen Worten einschlafen, stattdessen muss ich es in meinem Körper tun.
- Ich denke an meinen Tod und das Wasser läuft mir im Mund zusammen.

http://www.hotelharakiri.de/4-etage/kellergang/